Volltext: Geschichte der Architektur von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart ; mit 448 Holzschnitt-Ill.

Zweites Kapitel. 
Romanischer Styl. 
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cherer Ausstattung, wie auch ihre Gesammtanlage von grandioser Pracht 
ist (Fig. 218). Vor ihrer gegenwärtigen Verstümmelung war sie nämlich 
mit zwei Querschiffen, zwei Chören und zwei Krypten versehen, und durch 
sechs Thürme, zwei auf den Kreuzesmitteln und vier an den Giebeln der  
Querarme, geschmückt. Im Inneren sind nicht allein Kapitale, Archivol- 
ten , Säulenbasen mit brillanten Sculpturen bedeckt: auch die Ohorschran- 
ken haben plastische Werke von hohem kunstgeschichtlichem Werth , und 
die weite Holzdecke des Mittelschitfes hat  als das einzige Beispiel 
diesseits der Alpen  ihre prachtvollen alten Malereien fast vollständig be- 
wahrtl). Aehnlich reiche Decoration findet man endlich an der Stiftskirche 
S. Godehard, vom J. 1133 {deren originellen Grundriss wir auf S. 274's'codehard_ 
gegeben haben, und von deren mannichfaltiger Ornamentik die auf S. 260 
abgebildeten beiden Kapitale eine Andeutung gewähren. Auch hier sind 
zwei Säulen zwischen die Pfeiler gestellt, wie die Abbildung der Arkaden, 
Fig. 156 auf S. 256, veranschaulicht; das Abweichende der Anlage be- 
ruht aber auf der Anordnung eines Chorumganges mitKapellen. Zwischen 
den beiden Westthürmen tritt ebenfalls eine Apsis vor; auf der Kreuzung 
erhebt sich ein dritter Thurm.  
Unter den verwandten Basiliken-Anlagen dieser geographischen Gruppe Klemm w 
heben wir noch die Klosterkirche zu Hecklingen hervor. gegen 1130 Heßklhigeni 
erbaut, in deren Arkaden der Pfeiler mit einer Säule. wechselt, und deren 
Grundriss wir wegen seiner regelmässigen Anordnung auf S. 254 vorbild- 
lich mit-theilten. Von ihren zierlich entwickelten Pfeilern gibt Fig. 185 
auf S. 276 ein Beispiel. In wie später Zeit diese Gegenden noch an der 
fiachgedeckten Basilika festhielten, beweist die 1.184 geweihte Kirche zu  
Wechselburg, ein reiner Pfeilerbau von edler Durclibildung und mit  
wichtigen Sculpturwerken ausgestattet. 
Erst im Laufe des 12. Jahrh. scheint in diesen Ländern die Ueber- Gevrölbtc 
wölbung der Kirchen in Aufnahme gekommen zu sein, von der man in Basmkem 
anderen Gegenden bereits im 11. Jahrh. bedeutsame Spuren antrifft. Eins 
der frühesten Beispiele mag die im J. 1 135 von Kaiser Lothar gegründete 
Benedictiner-Abteikirche Königslutter sein (Fig. 219). Nach 31133911 K,Z[1K{jnig5_ 
durch drei stattliche Thürme, reich entwickelten Chorbau und prächtige i'm" 
Portale, davon das eine mit seinen Säulen auf zwei mächtigen Löwenfiguren 
ruht, imponirend, zeigt die Kirche im Inneren.bedeutende Verhältnisse und 
würdige Ausstattung. Aber nur Chor und Kreuzschiff haben romanische 
Gewölbe, und das erst später eingewölbte Langhauswar ursprünglich als 
schlichte flachgedeckte Pfeilerbasilika elltwlßkelt. Besonders reich sind die 
als zweischiffrge Hallen angelegten Kreuzgänge aus der letzten romanischen 
Epoche. Derbenachbarte Dom Zu B ralln Sßhwßigz), dasDenkrnalHein- Dom w  
Ticks des Löwen vom J. 1171, vertritt dagegen den durchgeführten Ge- Braunschweig 
wölbebau bei reiner Pfeilerstellung in den Arkaden (vgl. den Grundriss 
Fig. 220, der die in gothischer Zeit hinzugefügten beiden äusseren Neben- 
schiffe durch Schraiiirung auszeichnet). Der bedeutende Bau gibt durch 
seine neuentdeckten Gewölbemalereien ein Beispiel von der reichen farbigen  
Ausschmückung solcher Werke. Diese Entwicklung, die sich auf die Pfeiler- 
1) Herausgegeben durch Dr: Kratz, _in Farbeudruck von Storch und Kramer. Berlin 1857. 
2) Vgl. C. Schiller: Die mxttellalterhche Architektur Braunschweigs und seiner nächsten Umge- 
bungen. 8. Braunschweig 1852. (Mit Grundrlssen.)
	        
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