Zweites Kapitel.
Romanischer Styl.
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manchmal kaum erst über die Breite des Langhaiises vortretend, den auf
einer Krypta erhöhten Chor mit der Apsis, die westlichen Thürme mit Vor-
halle und Empore. Ihre Arkaden ruhen meistens auf wechselnden Pfeilern
und Säulen, und zwar bald mit zwei, bald mit einer Säule zwischen den
einfach gebildeten Pfeilern. Nicht minder zahlreich, wenn auch wie es
scheint ein wenig später, ist die Pfeilerbasilika vertreten; nur ausnahms-
weise kommt dagegen die Säulenbasilika vor. Die Kapitale zeigen zunächst
ungeschickte antikisirende Ornamente, dann erhalten sie die Würfelform,
auf deren Grundlage eine lebendige, bisweilen elegante decorative Entwick-
lung beginnt. Die Kirchenanlage behält hier bis in die Spätzeit des Styles
einen ernsten, würdigen Charakter, der sich weniger auf brillante malerische
gntfaltung des Aeusseren, als auf consequäiite, organilsche Dlurchbildung
es Inneren richtet. Dem entspricht auch ie Thurman age, ie nur aus-
nahmsweise sich überreich gestaltet, während in der Regel die Kirche mit
den beiden Fagadenthürmen, zu denen manchmal noch ein Thurm auf der
Kreuzung tritt, sich begnügt.
Eine der ältesten und einfachsten Anlagen ist die Stiftskirche zu Kirßhew
Ge rn rode am Harz, im Wesentlichen wohl noch der im J. 961 gegründete Gcmrodß
Bau (Grundriss unter Fig. 217; Kämpfergesims bei d unter Fig. 160,
1.15921; S. 258, Pfeiler bei b unter Fig. 185, S. 276).
Sie hat ein Mittelschiff von sehr hohen Verhältnis-I
i; " "ä sen, durch Pfeiler, die jc mit einer Säule wechseln,
i" von den Abseiten getrennt. Die Kapitale zeigen
1;. l l etwas dunkle, ungeschickte Anklänge an antike
Motive; die Basen sind ohne Eckblatt. Der un-
merklich über das Langhaus vorspringende Quer-
. e Ä bau mit seinen Apsiden, die runden Westthürnie,
.1 izrxstr: Iiiiiiiiimig- zwischen welchen eine zweite Nische auf einer
i e Krypta sich befindet, endlich deutliche Spuren
llii [g von offenen Emporen über den Seitenschiffen,
einer für diese Frühzeit in Deutschland sonst un-
u f i- erhörten Erscheinung, prägen dem im Aeusseren
H i sehr einfachen, spärlich gegliederten Denkmale
F. U einen höchst eigenthümlichen Charakter auf. Von
i. 311-153: d" naher Verwandtschaft sowohl in der Anlage als
l '51, auch in der Ausbildung ist die von Kaiser Hein-
ZMW rich 1, gestiftete Scblosskirche des nur eine Meile
47 k entfernten Quedlinburg, besonders durch eine Kireliczil
7' ausgedehnte Krypta bemerkenswerth. Hier wech- Quedn"b'"g'
Mrd" zu Gemmda seln j e zwei Säulen mit einem Pfeiler; die Ornamen-
tation folgt im Allgemeinen antiken Reminiscenzen, jedoch in mannichfalti-
gerer und eleganterer Ausführung. Dleselbe Behandlung der Arkaden zeigt
die ebenfalls in jener Gegend liegende Kirche zu Frose: an ihr tritt das K. zu E'rcse.
QuerschiH nicht über das Langhaus vor und entbehrt auch der Seitennischen.
Dagegen findet man an der im J. 1080 gegründeten, 1121 eingeweihten.
Klosterkirche zu Huys eb urg") bei Halberstadt den Pfeiler mit einer Säule Klosterk. zu
wechselnd und dabei jene lebendige, Oben bereits erwähnte Gliederung der H"YSeb"'g'
Zeitschrift für Bauwesen, herausgegeben von G.
Erbkanz
Jahrgan g
Berlin. F01.