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Fünftes Buch.
Hallen-
kirchen
Geschosses; letzteres (Fig. 213) mit seinen kurzen gedrungenen Säulen und
einfachen Rundbogengewölben unterscheidet sich als das Tragende , Bela-
stete charakteristisch von dem ersteren (Ficr. 212), dessen schlanke Säulen
und spitzbogige Rippengewölbe luftig und keck aufsteigen. Auch bei Kir-
chen der Nonnenklöster fand eine solche Theilurig zuweilen Statt, wie
Schwarz-Rheindorf bei Bonn beweist.
Nicht so sehr im Grundplane , aber dafür desto entschiedener im Auf-
bau weicht eine andere Art der Kirchenanlage von der herrschenden Basi-
likenform ab. Sie bildetihr Langhaus wie jene dreischiffig aus, verwirft
aber die verschiedene Höhe der einzelnen Theile. Von den Pfeilern oder
Säulen steigen nach der Längenrichtung Gurtbögen auf, welche die Schiffe
von einander scheiden (Scheidebögenl. Indem nun die Gewölbe der Schiffe
von gleicher Höhe sind, verschwindet die Obermauer des mittleren mit ihrer
bbesondern Beleuchtung; die Umfassungsmauern werden höher emporgeführt,
ihre Fenster, welche das ganze Innere erhellen sollen, länger gebildet, und
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die ganze Breite des Gebäudes legt sich ein einziges Dach, welches jedoch
bisweilen, um die ungünstige Form der hohen Seitenflächen zu vermeiden,
mit besonderen Giebeln für die einzelnen Gewölbabtheilungen versehen wird.
Vorbilder für diese Anlage hatte man bereits an den Krypten. Man über-
trug sie überall bald auf kleinere Kapellen und Versammlungsräume anderer
Art. Nur in gewissen Gegenden, namentlich in Westfalen, gewann
diese einfache, mehr verständige als phantasievolle Bauweise eine so allge-
meine Verbreitung bei der Anlage der Kirchen, dass sie die Basilikenform
beinahe verdränvte. Dort lässt sich denn auch ein Eiitwicklungsgang der-
selben nachweisiian. Zunächst findet man daselbst Kirchen mit gleich hohen
21 Schiffen, welche gleichwohl
hg" 4' den Wechsel kräftigerer und
schwächerer Stützen, wie
A A ihn die gewölbte Basilika
erforderte und herausgebil-
i w? det hatte, beibehalten. Ein
L Beispiel solcher Anordnung
1„ 1,3, i'll ist die kleine Kirche S. S.e r-
ii. W vatius zu Münster, von
"i, der wir einen Längendurch-
i; i. schnitt des Schiffes zur Ver-
yT7ß7FZÄWÄVt-At anschaulichung desGesagten
i W " beifügen (Fig. 214). Nur
s. Servatius zu Münster. durch Anwendung des Spitz-
bogens liessen sich die aus
dieser Anlage. erwachsenden Schwierigkeiten der Ueberwölbung so verschie-
denartlgef Iiaume lösen, und in der That ist es die Uebergangszeit, welche
in ihrem rastloScn Streben nach Umgestaltung diese neue Form zu ent-
wickeln sucht. Die Zwischenstütze wird deshalb bald beseitigt, die Ueber_
Wölbung der schmaleren SeitenschiHe in verschiedenster Weise, besonders
auch durch Anwendung von halben Kreuzge w ölben, ausgeführt, bis
endlich ein veränderter Grundplan aus diesen Schwankungen hervorgeht.