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Fünftes Buch.
nische) die Mauerfiächen. An den Ilaupttheilen," wie am Querschiff, werden
diese Lisenen von einem Gesims unterbrochen, welches den zweistöcki-
gen Bau andeutet. Unter dem Dache aber quillt aus den Lisenen eine
lebendige Bogenbewegung hervor, die sich in Gestalt des sogenannten
Bogenfries. Rundbogenfrieses entwickelt. Dieser besteht aus an einander gereih-
ten kleinen Halbkreisbögen, die, mit ihren Schenkeln meistens auf kleinen
Consolen aufsetzend, das Dachgesims begleiten. Von der verschiedenen
einfacheren oder reicheren Zusammensetzung, derberen oder feineren,
schlichteren oder maiinichialtigeren Profilirung dieses für die Aussenarchi-
tektur romanischer Kirchen so vorzüglich bedeutsamen Gliedes theilen wir
unter Fig. 175-177 entsprechende Beispiele mit. Man kann in den be-
wegten Formen dieses Frieses einen Anklang an die Arkadenbögen des
Inneren erkennen, die ebenfalls die aufsteigenden Glieder "verbinden. Wie
aber dort die Hache Decke sich über das Ganze als ruhiger horizontaler
Abschluss breitete , so legt sich hier dicht über den Bogenfries das Dach-
gesims mit seiner kräftigen Gliederung und reichen decorativen Behandlung.
Eine brillantere Ausstattung wendet man gern der grossen Chornische zu,
um dieselbe auch äusserlich als besonders ausgezeichneten Raum erkennen
zu lassen. Das Untergeschoss ist zwar auch an unserem Beispiel (vgl.
Fig. 174) in angemessener Schmucklosigkeit gehalten. Nur Lisenen theilen
die Fläche, in welcher die kleinen Fenster der Krypta eine Unterbrechung
der ernsten Mauermasse geben. Das obere Geschoss, das dem hohen Chor-
bau entspricht, ist dagegen durch zwei Reihen über einander geordneter
Wandsäulchen mit zierlichen Kapitälen reich belebt. Von der oberen Reihe
schwingen sich in kräftigem Profil Blendbögen empor, die nicht allein die
Fläche gliedern, sondern auch den Fen-
luv. 115.
a stern als Umrahmung dienen. Unter-
I i geordnet behandelt und von schwächerer
Profilirung erscheinen die Bögen der
_ unteren Reihe, welche neben den Säu-
- "i; I. len aufsteigen. Die Dachlinie wird hier
' ü? durch ein Consolengesims ohne Bogen-
.4 .
j. fries bezeichnet, eine Form, welche auf
j {.111 J einer Nachwirkun antiker Einflüsse zu
"i " beruhen scheint. gWie man endlich an
i i ä JI"? i Ei 1' i! J. h orra enden Stellen selb t d' F t
w]. L Ilkiä M s S. w er er
j, v. Q; durch Einfassung mit kleinen Saulen
[i i." auszeichnet und ihrer Laibnng dadurch
Q3" {lt älj j e eine den Portalwänden nachgeahmte
L reichere WVirkung gibt, zeigen hier die
Fenster des Querschiffes. Ein anderes
fjilnli: '11 Beispiel wirksamer Fensterumrahinung
Uiiiifll geben wir in einem Fenster der Kirche
Notre Dame in Chälons unter Fig. 178.
esßvi "w G . Besonders wichtig ist aber die ge-
Fenster von Notre Dame in Chälons. wählte Abbildung der Kirche zu Laaeh
als Beispiel einer grossartig entwickelten
Tliurmanlage. Auf der Kreuzung erhebt sich ein mächtiger achteckiger
Kuppelthurm , zu welchem zwei schlanke viereckige Thürme in den Ecken
Bogenfries.