Zweites Kapitel.
Romanischer Styl.
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an unserem Beispiel aus mehreren verschiedenen rundlichen Gliedern zu-
sammengesetzt. Endlich geht neben diesen Formen noch eine freie Umge-
staltung des antiken k0rinthi-
V sehen Kapitals her, die jedoch
"jil in willkürlicher "Weise bald dieses,
bald jenes Motiv des Vorbildes be-
Ü ' sonders heraushebt und manchmal
eben so ansprechend als originell
umwandelt. Immer wird das Auge
ß) V3 durch neue Formen überrascht. Ist
"k, der Erklärungsgrund für diese uner-
schöpfliche Mannichialtigkeit un-
Ü zweifelhaft einestheils in der regen.
125W; '71.
k, 1 22a empfänglichen Phantasie der germa-
"1 nischen Nölker zu suchen, so lag
andererseits in der Stellung der Säu-
w len gleichsam eine innereiNöthigung
"l" il zu dieser Ausbildung. Einmal gelöst
[4 aus ihrem antiken ArchitrawjfVer-
F l" E bande, steht die Säule mehr verein-
l. ll, zeit da und spricht, obwohl in der
Iiapitfll aus dem Krouzgzmgcß zu Lauch. Arkadenreihe leicht und sich zu
den Schwestern gesellend, ihr Wesen
weit kräftiger als ein individuelles, gesondertes aus. Dieses erhält dann
durch die Verschiedenartigkeit, des Kapitälschmuckes seine schärfere Aus-
prägung. Zuweilen wird dieser Individualismus so weit getrieben, dass jede
Seite desselben Kapitals verschieden in ihrem plastischen Schmuck er-
scheint. '
Ist das Säulenkapitäl dievorzüglichste Stelle für die Anbringung sol- Andres Orna-
cher Relief -Ornamente, so wird doch auch an anderen Gliedern eine ähn- "mm
liche Decoration mit Vorliebe angewandt. Gleich der Deckplatte des Kapitals
findet sich oft an den Kämpfergesimsen der Pfeiler, so wie an den Gesims-
bändern, namentlich den über den Arkaden des Schiffes hinlaufenden, eine
reichere plastische Ausschmückung. Gewöhnlich besteht dieselbe aus ver-
schlungenen Ranken mit Blattwerk, oder aus gewundenen, einem Flecht-
werk" ähnlichen Bändern (vgl. auf umstehender Seite Fig. 167
Vorzüglich beliebt- sind dRS SChaChbYEtt- und das Schuppen-Ornament,
ersteres aus einem regelmässigen Wechsel vertretender und lausgetiefter
kleiner YVürfel oder Stäbe (bei a in Fig. 17 l auf S. 263), letzteres aus über
einander gereihten schuppenartigen Blättern bestehend (bei c) , und in ge-
wissen Gegenden ausserdem noch der Zickzack (bei 5 in derseßen Figur,
Auch die untere Fläche der Arkadenbögen wird bisweilen mit zierlich ver-
schlungenem-Arabeskenschema gefüllt, wie denn einzelne, besonders auf-
gestellte Säulen selbst an ihren Schäften manchmal einen eleganten Schmuck
von Blatt- und Blumenverschlingungen zeigen.
Was den Charakter dieser geSammten Ornamentik betrifft, so ist der- Charakter des
selbe von dem der antiken Mßnumente wesentlich verschieden. Wo das
klassische Alterthum in der Bildung seiner baulichen Glieder sich zunächst
nur _von dem constructiven Gedanken, den sie ausdrücken sollten, leiten