Zweites Kapitel.
Rohlänischer Styl.
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dieser Emporen liegt noch im Dunkeln." Vielleicht dienten sie besonders
ausgezeichneten Personen als Sitz beim Gottesdienste. In den Kirchen
der Nonnenklöster bilden sie meistens den Raum für die abgesonderten
Klosterfrauen, den sogenannten Nonnenchor, und haben einen hervorragen-
den Platz für die Aebtissin und meistens auch einen besonderen Altar. Am
Westende legte man sodann auch gewöhnlich den Haupt-Eingang, von
Welchem aus man die ganze Anlage mit einem Blick umfasste. Neben-
Eingänge wurden in den Seitenschiifen oder in den Giebelwänden der Kreuz-
arme angeordnet.
Sämmtliche Räume der Kirche wurden nun zunächst, mit Ausnahme Bedeckung
der Krypta und der mit einer Halbkuppel eingewölbten Chornische , durch (hlnmllnß
Fiw lää flache Balkendecken geschlossen. In
"I; dieser Hinsicht war also noch kein
Fortschritt gegen die altchristliche
K Xi Basilika gewonnen. Die aufstrebenden
Mauernw-"erhielten sich noch spröde
- gegen einander, ohne in lebendigere
Wechselwirkung zu treten. Nur in
Vati i Oeffnung der Nische, so wie an Por-
.151 talen und Fenstern, war ein lebhaf-
7' 1' teres Pulsiren des architektonischen
"N W, m: Organismus zu bemerken: Aber er
{XML blieb nach denersterrschritten schon
_ stehen, und dle Horlzßntalllnlen der
Decken hielten die einzelnen Theile
Qucrdilrchsclmitt der Basilika. noch in starrer Sonderung fest
So streng demnach das antike Bildungsprincip in dem ungegliederten Dvtnilhiiiliiizä-
Bogen und der horizontalen Bedeckung der Räume sich geltend machte,
um so frischer kommt ein neues, germanisches Gefühl in der D etailbil-
dung zum Vorschein. Doch fehlt
h? es auch hier nicht an antiken Re-
"-1 miniscenzen, ja die Gliederung da.
(im Basen, Sockel, Gesimse beruht
noch durchweg auf römischen For-
men. Der Wulst, die Hohlkehle,
j dlcblßlätte sammt den schmaleren
jb. "SGI in enden Plattchen machen
v]! ü 1. S.Pantaleon. Während der Ganzen Dauer der
Quedlinburg. swulifiziesfolmetfhn r?manischen Eämche Grund_
e emente der Detailbildung aus.
Die Form des sogenannten Karnieses (Fig. 159) ist besonders für die
frühromanische Zeit charakteristisch, oft weit ausladend und nur. [wie bei
Fig. 159a, von einer Platte bedeckt, oft auch steiler gebildet und mit an-
deren Gliedern verbunden, wie bei Fig. 15.9 Aber in der Anwendung und
Üombination der Einzelglieder gibt sich doch ein selbständiges Gefühl kund-
Dies beruht auf der richtigen Einsicht, dass für Bauwerke von so vorwie-
gend massenhaftem Charakter eine kräftigererAnordnung und derbere Be-
L ü b k e , Geschichte d. Architektur.