Einleitung.
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änderliehkeit jener Gesetze und bei dem spröden, herben Stoffe, in welchem
sie sich auszuprägen haben, bleibt das Element persönlichen Beliebens von
den Werken der Architektur am meisten ausgeschlossen, und der Baumei-
ster, beherrscht von jenen unentriilnbaren Bedingungen, fühlt sein eigenes
Ich mehr zurücktreten; allgemeine Verhältnisse und Ideen, als deren XVerk-
zeug gleichsam er nur arbeitet, gewinnen die Oberhand, und so kommt es,
dass die Architektur mehr als jede andere Kunst den Charakter strenger
Obj e etivi tät gewinnt.
hier Daraus ergeben sich mehrerlei Folgerungen. Zunächst wird sich im
f. einzelnen Werke des einzelnen Meisters bei Weitem nicht so sehr wie in
den beiden Sehwesterkünsten, Sculptui- und Malerei, die Indivitlilalitiit einer
Persönlichkeit, sondern der Gesammtgeist "einer Zeit, eines Volkes spiegeln.
Der nach streng waltenden Gesetzen gegliederte Bau wird wie eine noth-
wendige Blüthe jener allgemeinen Verhältnisse und Beziehungen erscheinen :
er wird ein treuer Abdruck von ihnen sein, ein nicht zu verfälschendes
Document der Cultur-Iäntxxiiclalung eines ganzen Geschlechts. Freilich muss
man die Sprache dieser Iiapidarschrift verstehen. Sie hat, wie alles im
Allgemeinen XVurzelnde, etwas Gehcimnissvolles, an dem der Verstand des
Menschen in einseitiger Beschränkung blöde herumtastet. Da er den
Schlüssel dieser Hieroglyphik nicht aufzufinden vermag, so schiebt er dem
fraglichen Wesen allerlei platt Symbolisehes unter und wväihnt unter den
Grundformen geometrischer Bildung die tiefsten Geheimlehren eingeschlos-
sen. Aber nirgend liegt der Geist in solchen Formeln verborgen; nirgend
strebt die wahre Kunst, das Skelett abstraeter Gedanken mit ihren lebens-
vollen Gliedern zu umkleiden; was sie in edler Hülle birgt, das ist der
allgemeine Geist der Völker und der Zeiten, der aus den Formen hervor-
blitzt wie aus dem Körper die Seele. Form und Inhalt dürfen hier wie dort
nicht getrennt werden; sie durchdringen einander vollkommen zu einem
unlö-Slißhßn GIIIIZCII , und Wie sich beim menschlichen Körper nicht fragen
lässt, WO der Sitz der Seele sei, so verhält es sich auch mit dem XVerke
der Baukunst, das ebenfalls ein untheilbarer Organismus ist, in welchem
die Idee des Schönen zur Erscheinung kommt.
li- Sodann geht aus jener Grundanlage die geschichtliche Stellung der
uugiArchitektur hervor. Da in ihr die allgemeinsten und urthümlichsten Ideen
der Völker zur Verkörperung gelangen, so musste sie nothwcndig unter den
Künsten des Raumes den Reigen eröffnen. Sie bot den jüngeren Schwestern,
der Sculptur und Malerei, erst den Boden für ihre Entfaltung, als der Tem-
pel sein Gottesbild, seine äussere bildnerische Ausstattung, und diese wieder
ihren lebendigeren Schmuck vom Glanze der Farbe verlangte. YVegen der