Drittes Kapitel.
Aeussaere "Verbreitung des mohamedanischen Styles.
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sich auf viereckiger, bisweilen auch polygoner Grundform in mächtiger
Gestalt die durch eine aus der Mitte aufragende Kuppel und durch zahl-
reich angebrachte Minarets noch bedeutsamer wirkt. Weite Parkanlagen,
die dem Volke geöffnet sind und durch Mauern mit Thürmen eingeschlossen
zu werden pflegen, umgeben den Bau. Unter der Kuppel finden die Särge
der Herrscher ihre Stelle. Die Ausstattung dieser Bauten ist äusserst
kostbar. 7
Die höchste Blüthe dieser Architektur währte von der Mitte des 16. Denkmäler.
bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts, so dass dieser Styl gerade zu derselben
Zeit seine vollste Triebkraft entfaltete, als im christlichen Abendlande die
Baukunst des Mittelalters hinwelkte. Schah Akbar der Grosse schmückte
die von ihm gegründete Residenz Agra mit einer Reihe der prächtigsten
Bauwerke, Unter diesen ist sein Mausoleum zu Secundra bei Agra zMßglsvleläln
ausgezeichnet. Abweichend von der diesen Monumenten eigenthümlichen u mm m
Form steigt der mächtige granitne Bau in vier Stockwerken mit pyramidaler
Verjüngung empor. Auf jedes Stockwerk führen Treppen; auf der {Spitze
desoberen steht anstatt der sonst gebräuchlichen Kuppel ein leerer Sarko-
phag. Offenbar hat -bei dieser Anlage die Form der buddhistischen Tope's
dem Erbauer vorgeschwebt. Von grosser Pracht ist der Palast Akbaris Alllllgfjs
zu Agra, in seiner geräumigen, vielgliedrigen Anlage und der verschwen-
derischen Ausschmückung mit Edelsteinen, Arabesken und schimmernden
Mosaiken bewundernswerth. Nicht minder zeichnete sich der Enkel des
grossen Akbar, Schah D schehan, sder ein neues Delhi erbaute, durch
bedeutende Monumente aus. Unter den "vierzig Moscheen, die er hier auf- Bauten
führen liess, verdient die Grosse Moschee mit ihren zwei schlanken Ds"helfa"is'
Kuppeln und der glanzvollen Ausstattung besondere Erwähnung. Nicht min-
der prachtvoll ist die ganz aus weissem Marmor erbaute Perl-Mo schee.
Hier finden wir, wie an den Denkmälern der westlichen Mohamedaner,
den Schmuck goldner Inschriften auf azurblauem Grunde. Den höchsten
Ruhm besitzt das von demselben Schah für seine geliebte Gemahlin Nur-
dschehan errichtete Mausoleum, welchem die Bewunderung der Zeit-
genossenden stolzen Namen Taj e Mahal, d. h. nWunder der Weltu,
gegeben hat.
An allen diesenBauten rühmt man die Grossartigkeit der Conception,
die Klarheit der Anlage, den Reichthum und den edlen Geschmack der
Ausschmückung und die gediegene Solidität der Ausführung Eigen-
Schaften, welche der indisch-mohamedanischen Architektur einen hervor-
ragenden Platz unter den Denkmälern des Islam anweisen.
111 Persien entwickelte sich schon unter der Herrschafp der Abbas-
Siden im S. Jahrhundert die Baukunst zu grossem Glanze de). Unter dem
Vveehsellder Dynastien erhielt sich eine bedeutende architektbnische Thä-
tigkeit auch in den folgenden Jahrhunderten. Doch ist, wie es scheint, nur
Geringfügiges davon erhalten. D16 vorhandenen Denkmäler gehören gröss-
tentheils erst dem Ausgang des 16. Jahrh., besonders der Regierung Schah
Abbas des Grossen an. Unter diesem mächtigen Herrscher wurde Isp aha n
Persische
Denkmäler.
Ch. Texier: Description de lüärmöuäe, la Ferse et 1a MEISOpOtBmie. F01. Paris 1842-
Coste e; Flmniin Voyage 811 PETEE. Pßflö- Kcr Porter: Travels in Georgia, Persia etc.