Drittes Kapitel.
Aeussere Verbreitung des mohanxedanischen StylesA.
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herzog Wilhelm II. um l 180 errichtet, aber wesentlich in maurischer Weise
behandelt. Von verwandter Grundform, in der Mitte ebenfalls mit einem
prächtigen Saale ausgestattet, geht es gleichwohl in der Gliederung der
Mauermassen von einem anderen Princip aus. Breite Blachnisclien steigen
nämlich auf, schliessen sich erst dicht unter dem Krönungsgesims in Spitz-
bögen zusammen und geben dadurch eine verticale Eintheilung der Mauer-
Bächen. Innerhalb dieser Nischenfelder ist die Wand durch spitzbogige, in
drei Geschossen sich wiederholende Fensteröffnungen durchbrochen. Die
ernste Massenhaftigkeit, der gediegene Quäderbau und die Form des Bo-
gens lassen in diesen Gebäuden eine Verwandtschaft mit den Denkmälern
Aegyptens erkennen.
lu
Spanien.
Die reiche pyrenäische Halbinsel, der von den Arabern bereits unter- Denkmäler in
worfenen afrikanischen Küste so nahe gelegen, lockte den Unternehmungs- Slmiem
geist der Eroberer, die denn auch bereits im J. 710 hinüberdrangen und
nach kurzem Kampfe die Westgothische Herrschaft vernichteten. Unter
Abderrhaman, dem letzten Sprösslinge des von den Abbassiden vertilgten
Geschlechts der Moaviah, erhob sich hier ein unabhängiges maurisches
Reich, welches bald zu hoher Blüthe gelangte. Wissenschaften, Poesie und
Künste verherrlichten den Glanz des Hofes, und der fortgesetzte Kampf
mit den Christen um den Besitz der Herrschaft verlieh dem Leben einen
ritterlichen Geist und einen romantischen Zauber. Das reich gesegnete
Land entwickelte unter dem Scepter der rnaurischen Fürsten die ganze
Fülle seiner Kräfte, und übertraf in materiellem Wohlstand und geistiger
Cultur bei Weitem die meisten christlichen Gebiete des. Abendlandes. Erst
mit dem Falle Granadas im J. 1492 ging das Reich der Araber hier zu
Ende. Auch die architektonischen Denkmäler des Landes 1), die in einigen
wichtigen Resten noch erhalten sind , geben das Bild einer Entwicklung,
wie sie sonst dem mohamedanischen Style fremd ist. Das YVesen abend-
ländischen Geistes lässt sich in dieser Erscheinung nicht verkennen.
Das bedeutsamste Denkmal der ersten Bauperiode ist die unter Moschee zu
Abderrhaman seit T86 begonnene Moschee zu Cordovaz). Dieser C"rd0va'
grossartige Bau, an dessen Verschiinerung und Vergrösserung die folgenden
Jahrhunderte arbeiteten, wurde im J. 1235 nach Eroberung der Stadt in
eine christliche Kirche verwandelt und erhielt einen in gothischem Styl an-
gebauten Chor. Andere Veränderungen erlitt er im 16. Jahrh., doch haben
alle diese Umgestaltungen die ursPrünglißhe Anlage nicht sonderlich zu
verdunkeln vermocht. Die Moschee zeigt in ihrer Grundform eine Annähe-
rung an die Bauweise der christlichen Basiliken. Ausser dem mit Arkaden
umgebenen, durch hohe Mauern emgeS-Chlossenen Vorhofe besteht ihr
eigentlicher Kern aus einem für Sich geschlossenen Gebäude von bedeu-
tcnder Ausdehnung. Anfänglich theilten zehn Säulenreihen den Raum, in
der Hauptrichtung von Norden nach Süden, in elf Schiffe, von denen das
1) Girault de Pranyey a. a. O. Alex. de Labor-de: Voyage
4 Vols. F01. Paris 1806-20. D011 G- Perez de Villa Amil:
F01. Paris 1842-44.
2) .7. Gailhabrzzed: Denkm. der Baukunst. Bd. II.
pittoresque et historyique de PESpagne.
Espaia artistiea y monumental. 2 Vols.
15 x