Zweites Kapitel.
Styl. der mohamedanischen Baukunst.
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Rundun mit Reihen von kleinen Auszackun en zu besetzen v l. Fi 140).
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Schon früh kommt der Spitzbogen auf, bereits im 9. J ahrh. mit Sicher- Spitzbogcii.
heit an ägyptischen Denkmälern nachzuweisen. Ueber die constructive
Fiv 141 Bedeutung dieser Form, die in der Folge die
iff. gewaltigste Umwälzung im Reiche der Archi-
iilgiiijifiräipfi tektur hervorrufen sollte, werden wir erst
ili- i- T32 den haben zumal da de h
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" -Ä ' räifp "o i? medanische Styl, seine constructive Bedeu-
_,e Qssaxlliiillldlqläw ex iuvä
"jäh? tung nicht im Entferntesten ahnend, ihn
illi breit und schwer, also fast mehr lastend als
{f '29 tragend bildete. Sehr eigenthümlich erscheint
T [f sodann der Hufeisenbogen, eine Form, Hägiiäen-
i i die ihre beiden Schenkel wieder zusammen- '
krümmt, also mehr als eine Hälfte des Kreis-
x bogens ausmacht, so dass sich ihr ein pikant
phantastischer Reiz nicht absprechen lässt.
Durch die Zuspitzung des Bogenscheitels
nach Art des Spit-zbogens wird noch eine
besondere Varietät, die man als spitzen Huf-
i eisenbogen bezeichnen könnte, hervorge-
Hufeispnhogcn. bracht. Ist diese Form vorzugswelrise in den
westlichen Ländern heimisch, so ndet man
in den orientalischen Bauten eine noch weit phantastischere Gestalt des
Bogens. Diese entsteht, indem der Spitzbogen seine beiden Schenkel zuerst Kielbogcn.
nach aussen krümmt, dann tief nach innen ein-
Fig- 142- zieht und mit dieser keck geschweiften Linie in
der Spitze zusammenschiesst. Weniger c0nstruc-
tiv geeignet, als jene Formen, überrascht dieser
"(Qvjäta-xj-rgmm
Qf- xäxa Kielbogen , wie man ihn nach seiner Aehnl1ch-
w]! keit mit dem Bau des Schiffskieles benannt hat,
ä durch seine kühne, phantastisch geschwungene
[m Gestalt.
i: Gleichsam um jeden Gedanken an eine strenge Säulen.
7-: Verbindung und Wechselbeziehung der Bauglieder
ken werde d' S" l
Kielbogen. 1m Keime äu erstlc , n le au en'
welche wie in der altchristliclien Architektur die
Bögen stützen, so schlank, dünn und zerbrechlich wie möglich gebildet.
Nur in älteren Bauten, bei denen zum '1he1l Säulen von antik-römischen
Denkmälern genommen Wllllfdefä hndlet Igialä Strenge, kräftige Verhältnisse
der Schäfte. Wo der mo ame amSC e ty seine Eigenthümlichkeit voll-
ständig durchgesetzt hat, da gestaltet er die Schäfte seiner Säulen un-
glaublich dünn , ordnet freilich. manchmal zwei oder mehrere in ein Bündel
zusammen, sucht aber auch darindurch Unregelmässigkeit die eben erlangte
grössere Solidität wieder. illuärrisch zu machen. Der Fuss der Säulen be-
steht gewöhnlich aus einigen ingen, doch kommen auch Säulen ohne alle
Basis vor. In der Bildung des Kapitals herrscht eine eben so grosse
Willkür, indess haben sich gewisse Formen, zumal in den westlichen Län-
dern, entwickelt, welche ihrerseits gut mit dem Charakter schlanker Zier-