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Drittes Buc]
Spätere Um- Als Grundzug ist auch hier in's Auge zu fassen, dass in Beziehung
geäglälzälä?" auf die Hauptanlage und Construction an den einmal überlieferten Resul-
taten mit grosser Starrheit festgehalten wurde, ohne dass von einer lebens-
kräftigen Fortentwicklung ein Hauch zu spüren wäre. Nur die Ausstattung
wurde allmählich kärglicher, sofern an die Stelle der kostbaren Steinarten
blosse Mosaiken, und noch später Fresken traten: die wirklichen Ver-
änderungen betreffen nur unwesentliche Punkte.
Kuppel. Einer der wichtigsten ist wohl der, dass anstatt der flachen Kuppel
eine höher gewölbte, meistens halbkugelförmige beliebt wurde. Da man
diese ohne einen Gesimskranz auf den Mauercylinder setzte, und die von
säulengetragenen Archivolten umfassten Fenster mit ihren Bögen unmittel-
bar in die Kuppel einschneiden liess-, da man ferner an den unbedeckten
Kuppeln festhielt, höchstens sie durch eine Ziegellage schützte, so ergab
sich aus allenidiesen Elementen ein für den späteren byzantinischen Bau
sehr charakteristisches Gepräge. Dazu kam noch, dass man mehrere Kup-
peln anzuordnen liebte, entweder auf, den vier Kreuzarmen oder auf den
Ecken des Gebäudes, so dass diese mit der allemal höheren Mittelkuppel
' ein griechisches oder ein Andreaskreuz bildeten; dass man ferner auch die
grossen Üfonnengewölbe äusserlich hervortreten liess und durch entsprechend
gebogene Giebel schloss, wodurch die runden Linien immer mehr über-
wiegend wurden. Alle diese Aenderungen berührten mehr das Aeussere
als das Innere, wie es denn die Geschichte aller christlichen Baustyle mit
sich bringt, dass die Durchbildung mit dem Inneren beginnt und mit dem
Aeusseren aufhört.
Constructit-tt, Aufgeführt wurden diese Bauten in Ziegeln oder auch in schichtweise
mit Ziegeln. wechselnden Hausteinen,- wobei man den Wechsel verschieden-
farbiger Schichten sowohl an den Bögen und Fenstereinfassungen wie an
dem ganzen Mauerwerke liebte. Die Säulen zeigen nach wie vor plumpe
Basen und die ungefüge Gestalt des trapezähnlichen Kapitals. Bei der
reicheren Ausführung des letzteren kommen manchmal noch antike Remi-
niscenzen vor, die Voluten, der Akanthus und Anderes, aber in ungemein
dunkler, ungeschickter und missverstandener Behandlung, wvie das Kapital
aus der Marcuskirche zu Venedig (Fig. 132) deutlich beweist. Die Fenster,
entweder einfach oder durch eine Säule getheilt, sind rundbogig überwölbt
und oft von Arkaden umrahmt, welche auf Säulen ruhen. Die Gesimse
sind meistens durch eine Reihe übereck gestellter Ziegelsteine gebildet.
s. Theotokos. Ein anziehendes Beispiel, an welchem fast alle erwähnten Merkmale
t sich finden, bietet die Kirche der M uttergottes (S. Theotokos) in Con-
stantinopelm Unsere Abbildung (Fig. 133) zeigt sie von der Ostseite.
ä wo die, wie an den meisten späteren Bauten dieses Styles, äusserlich poly-
gone Altarapsis durch die von Säulen eingefassten Fenster und die über
denselben die Wand durchbrechenden Nischen einen sehr zierlichen Ein-
druck macht. Üebef denselben eTblickt man die Hauptkuppel und zu deren
Seiten zwei von den drei auf der Vorhalle angeordneten niedrigeren Kup-
peln. Sie alle haben die runde Gestalt und die in die Wölbung einschnei-
denden Fenster Merkmale, welche die spätere byzantinische Architektur
besonders kennzeichnen. ,
In dieser Gestalt, ziemlich unberührt von den Einwirkungen abend-
ländischer Kunst, überdauerte die byzantinische Architektur selbst den