Volltext: Geschichte der Architektur von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart ; mit 448 Holzschnitt-Ill.

Zweites Kapitel. 
Altohristlicher Basilikenbau. 
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schlossen und geöffnet werden konnten. Den mittleren Raum des Kreuz- 
schiffes wies man der niederen Geistlichkeit an ,g welche "den Chorgesang 
auszuführen hatte, wovon in der. Folge der Ausdruck vChora auf die Oert- 
lichkeit übertragen wurde. Von den beiden Seitenfiügeln des Kreuzschiifes 
hiess der eine, vornehme Männer und Mönche aufnehmende, Senato-  
rium; der andere, Matronaeum genannte, wurde angesehenen Frauen 
und Nonnen eingeräumt. Das ganze Sanctuarium wurde von dem für die 
Gemeinde bestimmten Langhause durch eine niedrige marmorne Mauer- 
schranke getrennt, die an beiden Seiten mit einer erhöhten Kanzel (Amb o) 
verbunden war. Von der südlichen wurde dem Volke die Epistel; von der 
nördlichen das Evangelium vorgelesen.   
Die Gemeinde theilte sich in das Langhaus und zwar so, dass die Langhaus. 
Männer die nördliche, die Frauen die südliche Hälfte einnahmen. War kein 
Querschiff vorhanden, so zog man, wie an S. Clemente zu Rom , den der 
Apsis zunächst liegenden Theil _des Mittelschiifes zum Sanctuarium hinzu 
und schied ihn durch Schranken von den übrigen Theilen. Am westlichen 
Ende der Kirche grenzte man ebenfalls durch eine niedrige Brustwehr, die 
hier in der ganzen Breite des Innern hinlief, einen schmalen Raum ab, der 
wegen seiner Form oder Bestimmung den Namen Narthex (Rohr, Geissel) 
erhielt, denn er nahm die noch nicht zur Gemeinschaft der Kirche gehören- 
den Catechumenen auf, die nur zum Anhören derEpistel und des Evan- 
geliums zugelassen und beim Beginn des heiligen Opfers entfernt wurden. 
Endlich legte sich oft an diese Seite der Basilika ein äusserer, von Säulen- 
hallen rings umschlossener Vorhof (Atrium, Paradisus) , in dessen Mitte 
ein Brunnen (Cantharus) stand, aus welchem man beim Eintreten  ähn- 
lich wie beim griechischen Tempel  zum Zeichen innerer Reinigung sich 
hesprengte. Während des Gottesdienstes hielten sich hier diejenigen auf, 
welche, aus der Kirche ausgestossen, öffentlich Busse thun mussten. 
Am zahlreichsten finden sich die Basiliken in Rom selbst vora"). Unter Basiliken zu 
den von Constantin erbauten zeichnete sich die alte P et erskirche durch Rom- 
ihre Grösse, fünfschifiige Anlage und reiche Ausschmückung aus. Ihre 
Säulenreihen zeigten noch das antike Gebälk statt der Bögen. Sie musste  
im 16. J ahrh. der kolossalen neuen Peterskirche weichen. Auch die Pauls- s. Paolo. 
kirche vor den Mauern Roms, die etwas später unter Theodosius von 
386 -c. 400 aufgeführt wurde, ist zerstört worden, da, Sie im J_ 1823 
durch einen Brand zu Grunde ging: doch ward sie "jüngst mit Nachahmung  
der alten Anlage erneuert. Diese hatte ebenfalls ein fünfschiffiges Lang- 
haus auf vier Reihen von je 20 lrormthischen Säulen (vgl. Fig. 1l8 u. 119), 
die jedoch schon die Bogenverbindung haben, und ein mächtiges Kreuz- 
schiff , das durch eine später eingesetzte Mauer seiner Länge nach getheilt 
wurde, Die Gesammtlänge dieses grossartigen Baues betrug 450 , des 
Querhauses 240 Fuss, die HalbkuPPel der Apsis hatte 84 Fuss Spannung, 
die Weite des Mittelsßhiffes 80 FIISS, Während der jetzige ungeheure 
S_ peter nur 70 FUSS Mittelschiffwßitß hat.  Andere römische Basiliken  
  
 Hauptwerk über dle römxschen Bäsiliken F. G. Guttensohn und J. JkLKnupp: Denkmale der 
christlichen Religion, 056)" SaYYÄmI-WIS (19? flltesten Kirchen oder Basiliken. F01. Rom 1822 23'- Dßlll 315 
Text 0'. Bumen : Die Baslliken des chrlsthchen Roms. 4. Rom 1843.  Siroux dJAgincuurt: Histoire 
de 1m m. e vols- Paris 133g Deutäßhe 5128:. von F. v. Quant. Berlin 1s4o.  L. Canßina: Ricerche 
sulP architetmra piü prüprla de! temPJ Chnstlani etc. F01. Ruma1846.  J. Burckhardt: Der Cicerone- 
8. Basel 1855.   
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