Drittes Kapitel.
Römische Baukunst.
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Das Grab des C. Calventius Quietus erhebt sich als reich decorirter
Altar auf einem terrassenartigen Stufenbau. Dieser wird von einer quadra-
tischen Umfassungsmauer eingeschlossen, welche an der Rückseite von
einem Giebel bekrönt wird. Das ganze, 18 Fuss im Quadrat messende
Denkmal ist in Marmor ausgeführt und mit plastischen Ornamenten zier-
lich ausgestattet. Das andere Denkmal ward als halbkreisförmige Nische
{Hemicyc1ium) gedacht, die dem WVanderer einen an der "Wand sich
hinziehenden Ruhesitz darbietet. Dabei. ist das Grabmal in liebenswürdiger
Sorgfalt so orientirt, dass es im Winter Sonne, im Sommer kühlenden
Schatten hat und den freundlichsten Blick auf die Gegend und die gegen-
über liegenden Denkmäler gewährt. In demselben Sinne ist die Decoration
lachend und heiter behandelt, der Grund der YVölbung blau, die Muschel
der Halbkuppel weiss, die Wandfelder roth mit goldigen Ornamenten und
kleinen Thierfiguren.
Endlich nahm auch die Privat-Architektur bei den Römern eine Svghnge-
glänzendere Entfaltung für sich in Anspruch. Das iVohnhaus war ursprüng- baudih
lich zwar dem griechischen ziemlich verwandt; namentlich gruppirten sich
auch hier die Gemächer um einen freien Hofraum, das Atrium, das nach
etruskischer Weise rAtrium Tuscanicum) indess minder ausgedehnt war
und anfänglich keine Säulenhalle enthielt. Doch zeigen die Häuser von zu Pompej
Pompeji, welches freilich griechischer Sitte näher steht, eine reichere
Ausstattung jenes Raumes, namentlich ringsum eine Säulenstellung (F. 1 14),
Hof im Hause des Aktaeon zu Ponxpc
welche das vorspringende Dach unterstützt. In Rom selbst, wo die zahl-
reiche Bevölkerung zur möglichsten Benutzung des Raumes zwang, erbau-
ten reiche Speculanten Miethhäuser mit vielen Stockwerken die soge-
nannten In 511139 (11199111) deren Höhe schon August durch ein Gesetz
auf 70 zu beschränken nöthig fand. Natürlich musste hier die Anlage
der unserer Wohnhäuser ähnlicher, und namentlich für reichliche Beleuch-
tung durch Fenster gesorgt werden. An den mannichfachsten Einrichtungen
des Luxus und der Bequemlichkeit fehlte es sodann nicht. Endlich ent-
sprach es der freieren Stellung der Frauen, dass ihre Gemächer nicht so
streng wie bei den Griechen von denen der Männer geschieden wurden.
Daher linden wir auch im römischen Hause zwar eine ähnliche Disposition
zu Rom.
Lübke.
Geschic]
Architektur.