Drittes Kapitel.
Römische Baukunst.
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waren meistens kostbar ausgestattet, mit Marmorplatten gepflastert, mit
Bildwerken, Ehrensäulen, Triumpbpforten geschmückt und rings von schat-
tigen Säulenhallen umzogen, an welche sich dann in reicher Gruppirung
die Tempel, die Basiliken und andere öffentliche Bauten anschlossen. In
Rom überbot ein Kaiser den andern in Anlage solcher Prachtwerke, so dass
die von Cäsar, Augustus, Domitian und Nerva erbauten Fora eine riesen-
hafte, zusammenhängende Gruppe der prunkvollsten Gebäude, Säulenhallen
und Triumphthore bildeten. Dennoch übertraf das Forum Trajanum
alle jene Werke durch die Kolossalität seiner Anlage und die Kostbarkeit
der Ausstattung so weit, dass es als eins der höchsten Wunder der Welt
angestaunt wurde. Und selbst dieser stolzen Anlage fügte Hadrian noch
eine neue Reihe von Saulenhallen, Tempeln, Basiliken und Ehrendenk-
mälern hinzu. XVenig ist von diesen ungeheuren Werken erhalten; doch
gibt das Forum von Pompeji in kleinem Maassstabe eine Vorstellung von
der eigenthümlichen Beschaffenheit solcher Bauten
Nicht minder wichtig sind die mächtigen Nützlichkeitsbauten, die
Landstrassen, Brücken, TVasserleitnngen, Welche die Römer
in allen Theilen ihres weiten Gebiets aufführten. Hier kam ihnen die Kunst
des Wölbens recht eigentlich zu Statten, und ohne auf zierlicheren Schmuck
Bedacht zu nehmen, zeigten sie durch die ungeheure, grossentheils noch jetzt
der Zerstörung trotzende Gediegenheit und die in einfach imposanten Ver-
hältnissen entworfene Anlage einen unübertroHenen Sinn für grossartig
monumentale Wirkung. Der A q u ä d u c t des C l au di u s , die jetzige
Porta Maggiore in Rom , der ein Doppelthor und eine doppelte Wasser-
leitung bildet und aus der besten Zeit der römischen Architektur herrührt,
der bei Volci, bei Segovia in Spanien, die berühmte Via Appia und
eine grosse Menge anderer Reste dieser Art gehören hierher.
Aber nicht bloss dem Ernst und dem Nutzen, auch der Heiterkeit des
öffentlichen Lebens wurden die grossartigsten architektonischen Tummel-
plätze geschaffen. Vorzüglich war es die Lust der Römer an Spielen und
Schaustellungen aller Art, welche befriedigt werden musste. Das Theater
zunächst ahmte die Grundform des griechischen nach, sofern es aus einer
erhöhten Bühne (Scena) bestand, vor welcher sich im Halbkreise die Plätze
für die Zuschauer amphitbeatralisch erhoben. Nur erhielt die Bühne hier
eine bedeutendere Tiefe und wurde auf's Brachtvollste geschmückt, wie
denn die ganze Anlage mit versßhwenderlßßhem Luxus ausgestattet zu
werden pflegte; auch verlor der Raum, der die Bühne von den Zuschauer-
plätzen trennte die Orchestra auf Welcher sich bei den Griechen
der Chor bewegte, seine Bedeutung und wurde zu Plätzen für ausgezeich-
nete Personen eingerichtet. Damit fiel die Nothwendigkeit fort, der Orche-
stra eine grössere Tiefe zu geben, wesshalb die römischen Theater hier über
die Anlage eines halbkreisförinigen Planes nicht hinausgehen. Durch diese
Disposition trat die Scena mit dem Zuschauerraume in unmittelbarere Ver-
bindung, die dadllrßh noch Stärker betont wurde, dass die auf beiden Seiten
liegenden Zugänge zur Orchestra überwölbt und die Sitzplätze über ihnen
fortgeführt wurden. Verschiedene Gänge (Praecinctiones) theilten die ein-
zelnen Ränge wie beim gfiechiSchen Theater, und durch mehrere Treppen-
Weg- und
KVasser-
bauten
Theater.
Abbildungen in Guilhabuzzdäe Denkmälern.