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Zweites Buch.
Motive darbieten. An den Wänden, wo diese Bekrönung durchgeführt er-
scheint, ist sie mit den symbolischen, auf den Gott bezüglichen Gestalten
von Greifen verbunden, die IJELaTWClSC eine Lyra oder eine-Blumenranke
einschliessen. In der Nähe des Einganges sind statt der Pilaster Halbsäulen
angeordnet, welche mit einem sehr edel und einfach behandelten korinthi-
sehen Kapital (vgl. Fig. U4 auf S. U5) versehen sind. Es scheint soweit wir
wissen das älteste griechische Beispiel, an welchem diese Form, nicht ohne
eine Spur ireierer Anordnung, in der naehmals stereotypiseh wiederkehren-
den Gestalt auftritt. Die ganze Pilasterstellung scheint übrigens auf eine
besondere Einrichtung der Hypiithralanlage hinzudenten. Aus der späteren
"Zeit des vierten Jahrh. stammt ferner der von Ilervnogeups erbaute
T. d. Bakchlls Tempel des Bakehus zu Teos , ein aehtsiiuligei" Periptcros, dessen
7'" Teol Säulenkapitale die etwas trockene Form des ungesenkten Kanales zeigen.
und an dem zugleich die attische Basis, verbunden mit dem ionischen
Plinthus, auftritt. Diese Gestalt der Siiulenbasis kommt um jene Zeit an
den ldeinasiatischen Denkmälern wie es scheint immer allgemeiner zur
Geltung. Wir finden sie an dem ebenfalls von [Ier in 11g an es erbauten Tem-
T. d. Artemis pel der Artemis zu Magnesia, einem der grösstexi Tempel Asiens, in
z" Maguesim pseudodipterischer Anlage U8 Fuss lang und 216 Fuss breit. An dem Pol-
ster der Kapitale macht sich die etwas willkürliche plastische Decoraitixin
bemerklich. Eine reinere Behandlung der ionischen Formen tritt an einem
kleinen, aus zwei Säulen in antis bestehenden Portikus hervor, der zu einem
Portikus zu antiken Bade in K nidos gehört. Die Ilaisis hat in wohlverstaindener
Form den doppelten Troehilus und darüber einen conscquent gegliederten
Torus. Die Siiulenschiifte sind dagegen uncanellirt, die Kapitale mit gera-
dem Kanale, die Antenkzipitäilc mit einfach zierlichen Anthemien. Mehrere
der kleinasiatischen Denkmäler haben wie der Artemistempel zu Magnesia
T. d.Aphro- die Anlage eines Pseudodipteros; so der Tempel der Aphrodite zu
Apillfrfdäglias Aphro di sias, ein stattlicher Bau von 8 zu 13 Säulen, der im Mittelalter
zu einer Kirche umgewandelt wurde. Von seinen schlanken, U7, Durch-
messer hohen Siiulen hat sich eine gute Anzahl aufrecht erhalten, und
selbst von dem Peribolus, welcher Fuss bei [(58 Fuss die Anlage des
Heiligthums umgab , sind viele der korinthisehen Säulen noch vorhanden.
Auch hier zeigen die Basen der ionischen Säulen die attisehe Form, oben-
drein mit Verdoppelung des oberen 'l'orus. So ist ferner der ziemlich gut
T. des Zeus erhaltene Tempel des Zeus zu Aizani ein Pseudodipteros von 8 zu I5
wAiumL Säulen, 68 Fuss breit und 114 Fuss lang. Die monolithen Schäfte der
Säulen haben das überschlanke Verhältniss von beinah 10 Durehmessern,
die Details bekunden in der gesteigerten Willkürlichkeit ihrer Bildung die
letzte Zeit selbständig hellenischer Kunstübung. So haben namentlich die
Basen eine entschieden missverstandene Behandlung des ionischen Charak-
ters. Von einem anderen kleinasiatischen XVerke dieser Zeit. dem berühm-
Mausoleum zu ten und von den Alten unter die Weltwunder gezählten Maus oleu m zu
Halika""lss' Halikarnass , dem Grabmale des im J. 354 gestorbenen Königs Mausolus,
von seiner YVittwe Artemisia errichtet, sind bis jetzt nur Spuren des Unter-
baues und Reste von Marmorsäulen bei Budrun entdeckt werden, die nicht
geeignet sind, auf die undeutliehe Beschreibung des PlinillS 6111 genügendes
Lieht zu-werfen. So viel erscheint jedoch klar, dass in dem Zu 140 Fuss
Höhe sich erhebenden und von einer Quadriga gekrönten Denkmale die