Volltext: Geschichte der Architektur von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart ; mit 448 Holzschnitt-Ill.

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Zweites Buch. 
Die Säulen, deren sechs in der Breite, vierzehn in der Länge ihn umgeben, 
sind von edler Bildung, doch ebenfalls am Halse mit drei Einschnitten 
versehen.  
Dritte Epoche. 
Von 
der 
maccdonischen Oberher'rschaft 
 Griechenlands. 
:biS 
zum 
Untergang 
Cliarn-ktor Schon der peloponnesische Krieg hatte bei den Griechen das ruhige 
" Gleichmaass des Lebens verwirrt. Die alte Einigkeit war geschwunden, 
innere Zerwürfnisse griffen Platz, erneuerten und verschlimmcrten sich. 
und in den dadurch hervorgerufenen YVechselfallen des Schicksals bemäch- 
tigte sich eine hastigcre , leidenschaftlichere Bewegung der Gemüther- und 
trieb sie an, Weniger nach dauernden Zuständen als nach der Befriedigung 
augenblieklicher Gelüste zu streben. Diese innere Auflösung bahnte denn 
bald fremden Machthabern den YVeg, zuerst durch überwiegenden Einfluss, 
endlich durch physische Unterjochung die alte Unabhängigkeit der Griechen 
zu brechen. Indess war die hellenische Cultur eine zu entwickelte, zu sehr 
allen übrigen Völkern überlegene, als dass sie nicht jene mächtigeren, aber 
ungebildeteren Nationen geistig sich unterthan gemacht hätte. Sie gewann 
  daher einen viel breiteren Boden als sie jemals gehabt hatte, und wurde 
namentlich durch Alexanders Eroberungszüge bis in den fernsten Osten 
getragen. Aber schon daheim weichlicher, zugänglicher für Fremdes ge- 
worden, nahm sie besonders durch die Verbindung mit dem Orient manche 
Einflüsse auf, die ihr YVesen um ein Beträchtliches umgestalteten und dem 
klaren, reinen Charakter des Griechenthums eine Beimischung phantasti- 
scher, üppiger Elemente gaben. 
Dhnrakter Diese Beobachtung bewährt sich auch an den WVerken der Architektur. 
"fäfärfäu" Der dorische Styl gerieth in Vergessenheit oder wurde, wo er in einzelnen 
Fällen zur Anwendung kam, in einer schwächlichen und desshalb nüchter- 
nen Weise behandelt. Selbst "WO er in treuer Nachahmung älterer YVcrkc 
auftritt, verrüth er in der Detailbildung, dass das feinere Verstandniss der 
Formen einer schematisch unlebendigen Behandlung gewichen ist. Häufiger 
 bedient man sich des ionischen Styles, doch weiss. dieser sich nicht vor 
gewissen weichlichen asiatischen Formen, namentlich an der Basis der 
Säulen, zu verschliessen. Am meisten sagte aber den Griechen dieser Epoche 
 die korinthische Bauweise zu. Ihre Formen gestatten die höchste Pracht- 
entfaltung und bieten der Willkür einen grösseren Spielraum. Sie ist deco- 
rativer als jene einfacheren Gattungen und entspricht einer Sinnesrichtung, 
die zumeist auf bestechenden äusseren Reiz, auf einen gewissen weichlichen 
Prunk ornamentaler Ausstattung ausgeht, am vollkommensten. Zudem sagte 
ihre grössere und nach Belieben zu steigernde Schlankheit, ihre gefügigc 
Schmiegsamkeit dem Streben nach möglichster Kolossalität, das dieser Zeit 
besonders eigen war, am meisten zu.  
Gattungender Im Einklange mit dem stylistischen Charakter stehen denn auch die 
Demmmm" Gattungen der Architektur, welchen man sich nunmehr vorwiegend zuneigte. 
 Der Temp elbau tritt bedeutend zurück , und wo noch Tempel errichtet 
werden, geschieht dies nicht wie früher durch das Zusammenwirken des 
Volkes, sondern auf Geheiss eines Herrschers, der in solchen Bauten weni- 
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