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Zweites Buch.
Die Säulen, deren sechs in der Breite, vierzehn in der Länge ihn umgeben,
sind von edler Bildung, doch ebenfalls am Halse mit drei Einschnitten
versehen.
Dritte Epoche.
Von
der
maccdonischen Oberher'rschaft
Griechenlands.
:biS
zum
Untergang
Cliarn-ktor Schon der peloponnesische Krieg hatte bei den Griechen das ruhige
" Gleichmaass des Lebens verwirrt. Die alte Einigkeit war geschwunden,
innere Zerwürfnisse griffen Platz, erneuerten und verschlimmcrten sich.
und in den dadurch hervorgerufenen YVechselfallen des Schicksals bemäch-
tigte sich eine hastigcre , leidenschaftlichere Bewegung der Gemüther- und
trieb sie an, Weniger nach dauernden Zuständen als nach der Befriedigung
augenblieklicher Gelüste zu streben. Diese innere Auflösung bahnte denn
bald fremden Machthabern den YVeg, zuerst durch überwiegenden Einfluss,
endlich durch physische Unterjochung die alte Unabhängigkeit der Griechen
zu brechen. Indess war die hellenische Cultur eine zu entwickelte, zu sehr
allen übrigen Völkern überlegene, als dass sie nicht jene mächtigeren, aber
ungebildeteren Nationen geistig sich unterthan gemacht hätte. Sie gewann
daher einen viel breiteren Boden als sie jemals gehabt hatte, und wurde
namentlich durch Alexanders Eroberungszüge bis in den fernsten Osten
getragen. Aber schon daheim weichlicher, zugänglicher für Fremdes ge-
worden, nahm sie besonders durch die Verbindung mit dem Orient manche
Einflüsse auf, die ihr YVesen um ein Beträchtliches umgestalteten und dem
klaren, reinen Charakter des Griechenthums eine Beimischung phantasti-
scher, üppiger Elemente gaben.
Dhnrakter Diese Beobachtung bewährt sich auch an den WVerken der Architektur.
"fäfärfäu" Der dorische Styl gerieth in Vergessenheit oder wurde, wo er in einzelnen
Fällen zur Anwendung kam, in einer schwächlichen und desshalb nüchter-
nen Weise behandelt. Selbst "WO er in treuer Nachahmung älterer YVcrkc
auftritt, verrüth er in der Detailbildung, dass das feinere Verstandniss der
Formen einer schematisch unlebendigen Behandlung gewichen ist. Häufiger
bedient man sich des ionischen Styles, doch weiss. dieser sich nicht vor
gewissen weichlichen asiatischen Formen, namentlich an der Basis der
Säulen, zu verschliessen. Am meisten sagte aber den Griechen dieser Epoche
die korinthische Bauweise zu. Ihre Formen gestatten die höchste Pracht-
entfaltung und bieten der Willkür einen grösseren Spielraum. Sie ist deco-
rativer als jene einfacheren Gattungen und entspricht einer Sinnesrichtung,
die zumeist auf bestechenden äusseren Reiz, auf einen gewissen weichlichen
Prunk ornamentaler Ausstattung ausgeht, am vollkommensten. Zudem sagte
ihre grössere und nach Belieben zu steigernde Schlankheit, ihre gefügigc
Schmiegsamkeit dem Streben nach möglichster Kolossalität, das dieser Zeit
besonders eigen war, am meisten zu.
Gattungender Im Einklange mit dem stylistischen Charakter stehen denn auch die
Demmmm" Gattungen der Architektur, welchen man sich nunmehr vorwiegend zuneigte.
Der Temp elbau tritt bedeutend zurück , und wo noch Tempel errichtet
werden, geschieht dies nicht wie früher durch das Zusammenwirken des
Volkes, sondern auf Geheiss eines Herrschers, der in solchen Bauten weni-
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