Volltext: Geschichte der Architektur von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart ; mit 448 Holzschnitt-Ill.

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Zweites Buch. 
Segesta. 
In Unter- 
Italien. 
Paestuxrl. 
sehr abweichende Construction scheint durch die Beschaüenheit des nur 
in kleinen Blöcken brechenden Materiales bedingt. Der Tempel wird der 
zweiten Hälfte des fünften Jahrh. angehören, da er bei Eroberung der Stadt 
durch die Karthager im J. 405 noch nicht ganz vollendet war, namentlich 
des Daches noch entbehrte. Ein sehr schön erhaltener, aber niemals vol- 
lendeter Peripteros steht noch aufrecht zu Sege sta, die Säulen uncanel- 
lirt, die Steinblöcke der Treppenstufen noch mit den Zapfen versehen , die 
man für den Transport stehen gelassen. 
Unter den Ueberresten Unter-Italiens (Gross-Griechenlands) sind 
die von P ae stum (Poseidonia) die bedeutendsten f). Hier ist besonders der 
grössere, ein hypäthraler Peripteros, der sogenannte P o s e i do n s tc mp e l, 
193 bei 8 l Fuss, durch eine mit den sicilischen Monumenten im Allgemeinen 
übereinstimmende schwere , alterthümliche Bildungsweise ausgezeichnet, 
obwohl auch er erst dem Ausgange des fünften J ahrh. angehören wird. Er 
ist bemerkenswerth als das einzige unter denMonumente-n des Alterthums, 
in welchem sich die oberen Säulen der inneren Cella, die für die hypäthrale 
Anordnung nothwendig waren, erhalten haben. Dem auf S. 75 gegebenen 
Querschnitt, welcher die Erhöhung des Fussbodens der Cella zeigt, fügen 
wir unter Fig. 70 den Grundriss dieses wichtigen Denkmals auf vorstehender 
Seite bei. Die Treppen zwischen Pronaos und Cella beweisen, dass die 
beiden oberen Galerien nicht direct mit einander in Verbindung standen. 
Die 24 Kanäle der Säulen, die schweren Kapitäle und die Wiederholung 
des Einschnittes am Halse , die flachen , ohne Tropfen gebildeten Platten 
der Viae und Anderes zeugt von einem abweichenden Formensinne. 
Epoche. 
Zweite 
Von 
Kimon 
bis 
Zlllf 
Macedonischen 
Oberherrschaft. 
(470 
338 v. 
C harakter 
der 1. weite n 
E poche  
Nach den glücklich beendeten Perserkriegen entfaltete sich der Geist 
des Griechenthums zu seiner höchsten Blüthe. Im stolzen Bewusstsein 
jener erhabenen Kraft und Bürgertugend, die den Sieg über unzählige Bar- 
barcnhorden errungen hatte , läuterte sich die alte Starrheit der Sitte zum 
edelsten, freiesten Selbstgefühl. Die einzelnen Staaten standen glücklich 
und mächtig da, innig verbunden durch Begeisterung für die nationale 
Grösse und durch die heiligen Spiele, deren Feier in dieser Zeit den höch- 
sten Glanz erlebte. Besonders war es Athen, dem ein Gipfelpunkt des 
Daseins beschieden war, wie er nirgends in der Geschichte wiedergekehrt 
ist. Seine kluge Tapferkeit im Perserkriege hatte ihm die erste Stelle im 
Bunde der griechischen Staaten verschafft; seine vermehrten Besitzungen, 
sein Handel gewährten ihm auch einen Reichthum, der es befähigte, in 
grossartigen Kunstunternehmungen bleibende Denkmale jener glanzvollen 
Stellung zu errichten. In der That bleibt Athen in dieser Periode der Mit- 
telpunkt der Architektur-Thätigkeit, der klassische Boden, welcher die 
erhabenstcn, edel vollendetsten Werke hervortreiben sollte. Durch die 
Weisheit des Perikles wurde dem Staatsleben eine Richtung gegeben, in 
welcher das Element persönlicher Freiheit auf's Glücklichste mit der con- 
 Dßlagardette. 
Les ruines de Paestum ou Posidonia. F01. Paris 1799.
	        
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