Erstes Kapitel.
Griechische Baukunst.
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bildung. Er ist ein hypäthraler Peripteros von G zu 12 Säulen und bekundet
auch durch seine keineswegs bedeutenden Verhältnisse von nur 45 Fuss
Breite bei 94 Fuss Länge jenes Grundgesetz weiser Maassbeschränkung,
das an den edelsten Werken griechischer Architektur vorherrscht. Die
Säulenhöhe ist hier auf 57„ Durchmesser gesteigert. und auch die Einzel-
formen, wenngleich noch streng, lassen doch eine Milderung jener alter-
thümlich starren Bildungsweise erkennen. Die ehemalige hypäthrale An-
ordnung des Innern lässt sich aus zwei Reihen von je fünf Säulen erkennen,
Fig. (S7.
Kapitäl vom Tempel zu Korinth.
die den Raum der 21 Fuss weiten Cella in drei Schiffe theilten. Berühmt
sind die wohlerhaltenen Statuengruppen der Giebelfelder, welche, mit kla-
rem Bezug auf die kaum beendeten Perserkriege, Scenen aus dem Kampfe
der Griechen gegen die Trojaner darstellen. Sie sind gleich dem Dach und
dem Gesims aus Marmor gearbeitet, während die übrigen Theile aus Sand-
stein gebildet und mit einem feinen Stuck überzogen Waren. In naher
Verwandtschaft zu diesem Werke findet sich der Tempel der Th emis zu 'l'humis-'l'. zu
Rhamnus, in Attika gelegen. Doch hat er nur zwei Säulen in antis. Rh"m""s'
Seine in polygonem kyklopischem Werk erbauten Mauern hält man für den
Rest eines älteren, vermuthlich von den Persern zerstörten Heiligthumes,
Eine grössere Anzahl alterthümhcher Denkmäler gehört Sicilien Reste 1„
und Unter-Italien an. Auf Sicilien allein finden sich von über zwanzig siclllm
Tempeln mehr oder minder bedeutende Reste , darunter Werke von kolos-
salem Umfange d). Sie legen mit ihrer gebrochenen Pracht Zeugniss ab von
der Blüthe und Macht, zu welcher Jene reichen griechischen Pßanzstädte
sich im fünften Jahrh. aufschwangen, nachdem sie die Angriffe der Kar-
thager im J. 480 siegfelßh zurüßkgeschlagen hatten. Fast allen sicilischen
Monumentcll ist die langgestreckte Anlage des Tempels, die Schmalheit
der Cella und die Weite des äusseren Peristyls, der sich dem pseudodipte-
rischen Verhältniss zunelgt, gemeinsam. Sechzehn dieser Tempel haben
eine laeripterale Saulenhalle, und innerhalb derselben sind die meisten als
T. in antis, drei in der Form des Prostylos, kein einziger als Amphiprostylos
gestaltet. Das Material, eln grobkörniger Kalkstein, dem ein Stucküberzug
Duca a1 serradvqlcv (Dßmßnißv 10 Fasß Piolrasanta). Antiquitä della. Sicilia. ävoll. Fol- Pa-
lgnno J, Hztforf et L. Zanth. Architccture nntique de In Sicile. 1 Vol. F01. Paris (Denlg-
miiler von Segesta und SehnunÜ-