Volltext: Geschichte der Architektur von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart ; mit 448 Holzschnitt-Ill.

Erstes Kapitel. 
Griechische Baukunst. 
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erweitern, mancherlei allegorische Embleme, Köpfe, Thiere, hieratische 
und andere Attribute mit den übrigen Formen zu verbinden und so eine 
Fülle von geistreichen und schönen Gestaltungen hervorzurufen. Eins der 
schönsten Werke dieser Art ist das Antenkapitäl aus der Vorhalle des 
Tempels zu EleusisxFig. 65) , das wir nach der Restauration Bötticlaerls  
geben.  
Das Gebälk des Architravs ist nach dem Vorgange des ionischen Awhitrßv- 
dreifach getheilt, nur pflegen die feinen Astragale, welche die einzelnen 
Theile verknüpfen , hier reicher als Perlenschnüre oder gar mit Kymatien 
charakterisirt zu sein. Der Fries ist gleich dem ionischen eine zusammen- Friss 
hängende Fläche, zur Aufnahme von Bildwerken bestimmt. Eben so wenig  
hat der korinthische Styl ursprünglich ein eigenthümlich gebildetes Kranz- 
gesims gehabt. Bei den Griechen nahm man ohne Zweifel, wie das Mo- 
nument des Lysikrates und der Thurm der WVinde noch bezeugen, die Form 
des ionischen Geison mit den Zahnschnitten auf. Im Laufe der Zeit, be- 
sonders als die griechischen Formen in den Dienst der prachtliebenden 
Römer kamen, bildete man aber die Zahnschnitte zu schwereren, weiter 
ausladenden Mutuli (Kragsteinen oder Consolen) aus, die in geschwungener 
Form mit kräftigen Voluten enden 
Fig- 66- und an deren Unterseite sich ein 
 Akanthusblatt mit zierlich umge- 
 schlagener Spitze legt (Fig. 66). 
 A  Ist hierdurch wiederum in derberer, 
 lä   realerer Weise das Vorspringende 
 des Gliedes charakterisirt, wie es 
      
L;  beim dorischen Bau die Viae, beim 
  ionischen die Zahnschnitte aus- 
i" L'll drücken, so wird in den weiten 
i  Zwischenräumen der Kragsteine das 
Korinthisches Kranz0esims_ Schwebende durch. rosettenartig 
von der Vorhang des Plmtheon. sculplrte Blumen versinnlicht. Hier- 
durch wurde eine reichere, leben- 
digere Schattenwirkung, ein kräftigerer Abschluss erreicht. Dass man hier, 
wie auch besonders an den Säulenkapitälell, gerade das Akanthusblatt 
gewählt hat, lässt sich wohl theils durch die kräftig zähe Beschafenheit 
desselben, theils durch die graziöse Zeichnung seines tief ausgebuchtetcn, 
fein gezahnten Blattrandes erklären. Die Bemalung der korinthischen Bemalung- 
Bauglieder wird wohl, bei dem bedeutenden Uebergewicht der Sculptur, 
noch massiger gehandhabt werden sein 7 als an den ionischen Formen , da 
einer S0 Vorwiegend nach realer Charakteristik strebenden Bauweise die 
idealere, bloss andeutende Art der Malerei nicht genügen konnte. 
Neue Stylgedanken, neue Planformen oder Constructionsweisen haben Charakter der 
wir also hier nicht gefunden. In der That war in dieser Hinsicht durch den koäfiträicäe" 
dorischen und ionischen Styl der innerhalb der griechischen Bildung mög- 
liche Ideenkreis vollständig erschöpft. Daher konnte nur noch eine aus den 
Elementen Beider gemischte, bloss mit neuen Ornamentformen auftretende 
Bauweise hinzukommen, die aber gerade wegen ihres Eklekticismus, ihrer 
leichten Anwendbarkeit und ihrer glänzenden Ausstattung für die Folgezeit 
von hoher praktischer Bedeutung wurde.  
Lü b ke  Geschichte d. Architektur. 7
	        
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