Volltext: Geschichte der Architektur von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart ; mit 448 Holzschnitt-Ill.

Erstes Kapitel. 
Griechische Baukunst. 
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über. Auch die Behandlung der Canelluren ist eine lebendiger bewegte. 
Waren an der dorischen Säule zwanzig Kanäle (an den ältesten Moiiunic1i- 
tcii gar nur sechzehn) , die in flacher Spannung mit den Kanten einander 
nahe berührten, so gibt es deren hier vierundzwanzig, die, tiefer und run- 
der ausgehöhlt, einen breiteren Steg zwischen sich lassen. Die Formen 
sind also hier voller, weicher, weiblicher, bei der dorischen Säule straffer, 
kräftiger, männlicher. Auch enden die Kanäle kurz oberhalb der Basis und 
kurz unterhalb des Kapitals in einer runden Höhlung, während sie dort mit 
der Säule aus dem Boden aufstiegen. An denselben Stellen, oben und 
unten, erweitert plötzlich die Säule ihren Durchmesser in einer starken 
Ausbiegung, die man unten den Anlauf, oben den Ablauf nennt. 
Besonders eigenthümlich ist das Kapital, am weitesten verschieden 
von der Bildung des dorischen, obwohl es aus entsprechenden Tlieilen zu- 
 sammengesetzt erscheint. Auch hier ist ein 
 Kg" 56' Echinus vorhanden, der durch sculpirte 
K-g; Ornamente , die sogenannten Eier, belebt 
 I:   und desshalb gewöhnlich als Eierstab 
f  A bezeichnet wird. Besser erscheint es, ihn 
l,  iilmaettüßlsjlägtpr, ,i nach dem Zeugnisse Vitrmfs als Kymation 
rqßqg"   (d. h. kleine Welle) zu bezeichnen, die 
lfll Illll l,  durch überfallende Blätter charakterisirt 
lonische, Kapitän wird. Verknüpft wird dieses Glied dem 
Säulenschafte durch einen Astragal, dem 
aufgereilite, plastisch dargestellte Perlen die Gestalt einer Perlenschnur 
verleihen. Auf den Echinus aber legt sich ein Polster, das , nach beiden 
Seiten weit ausladend, mit seinen zwischen vortretenden Säumen vertieften 
Kanälen sich zu Schnecken (Voluten) erweitert, die dann spiralförmig, 
von jenen Säumen eingefasst, sich zusammenziehen, bis sie zuletzt in einem 
Auge, das auch wohl durch eine Rosette ausgefüllt wird, enden. Den 
man 51 Raum zwischen Polster und Volute 
 ies ie rüc in geistvo er, wenn- 
 gleich äehin etiltas erkünstelter Weise 
e. , w] Y _ '11 1jiiifjitijtläizt' seine 11' sam eit aus: es ist, als 
 Ä  habe (lGI _A1'Cl1lijI'3V das elastische 
 F Ghed, das ihn aufzunehmen bestimmt 
  llüllä War, niedergedrückt, so dass es, auf 
X13"  ulillfw  den Seiten vorgequollen, sich dann 
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 erst wieder auf seine eigne Kraft zu 
besinnen scheint und mit elastischem 
ü   Umschwung sich in sich selbst zu- 
     sammenrollt. Es spricht daher ein 
S    m des ionischen Kapüäls mehr passives Verhalten aus, während 
cltixdlxflliillßhaißlllpel zu Pricne. der donsche Echinus ein actives stü" 
tzen bezeichnet. Auch hierin erkennt 
man den weiblichen und männlichen Charakter der beiden Style. Ueber der 
Volute bildet eine kleine, häufig durch ein Blattschemä zierlich ornamentirte 
Welle den oberen Abschluss des Kapitals. Die attischen Monumente unter- 
scheiden sich von den ionischen durch die bedeutendere Höhe und kräftigere 
Kupitixl.
	        
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