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Zweites Buch.
winklige, horizontal Lagernde des Untcrsatzes, jedoch mit besonderer Be-
ziehung auf die einzelne Säule, noch lebendig ist. Den Uebergang zum
kreisrunden Stamme bilden mehrere Glie-
m? M" der von runder Grundfläche, die sich auf
L den Plinthus legen. In Kleinasien, wo
"i sich dieser Styl zuerst gestaltete, vollzieht
egrän- gpnf sich der Uebergang in besonders charak-
teristischer Form. Zwei scharf eingezogene
Hohlkehlen (Tro chilus), durch vortre-
tende Plättchen, die als Astragale (Schnüre)
charakterisirt sind, mit einander und mit
lnnisclnc Basis vom Tempel des dem Plinthus verbunden l werden durch
Almllg Didylnaeus, einen Wulst (Torus) von halbkreisför-
migem Profil wie durch ein mächtiges
Band mit dem Schaft der Säule verknüpft. Der Torus erhält oft eine den
Canelluren des Schaftes ähnliche, ebenfalls als Rhabdosis bei den Alten
bezeichnete Gliederung , die aber selbstverständlich der horizontalen Lage-
rung dieses Gliedes entspricht und offenbar den Zweck hat, diese Wesen-
heit durchgreifend zu versinnlichen. So ist es am Tempel der Athena zu
Priene (vgl. Fig. 58), wo der untere Theil des Torus wenigstens diese Pro-
frlirung zeigt; so findet man es auch bei attischen Monumenten, wie beim
Tempel am llissus, beim Ercchtheion u. a. Die spätere, reichere Entwick-
lung pflegte den 'l'rochilus noch durch mehrere Astragale, den Torus durch
plastische Ornamente nach Art geiiochtcner Bänder mit Blättern und Knospen
zu schmücken. In Attika, wo ionische und dorische Elemente, sich gegen-
seitig mildernd und lnässigend, in glücklichster YVeise mit einander zu den
edelsten Schöpfungen verschmolzen, ent-
hg" M stand auch für die Basis eine besondere
Alääzicsh" Mill Form, die man die attisch e nennt. Sie
behält nach Art des dorischen Styles für
p alle Säulen den gemeinsamen Plinthus bei,
betont also ihre Einzelbedeutung minder
Attiscm, {mit scharf, indem sie nur die runden Glieder
anwendet. Aber auch diese verändert sie
der Art, dass nur ein Trochilus sich dem Schafte unterlegt, jedoch mit
diesem und dem Boden nach oben und unten durch je einen Torus verbun-
den , von denen der untere eine grössere Höhe und Ausladung hat als der
obere. Auch hier verknüpfen Astragale" als feine vertretende Plättchen die
einzelnen Glieder unter einander. ZumxSchutz der letzteren finden sich auch
hier wie an der dorischen Säule die Schutzstege (Scamillen) sowohl-unter
der Basis als manchmal zwischen den einzelnen Gliedern.
Säu1enstauun_ Die nun aufsteigende Säule hat eine leichtere, schlankere Gestalt
als die dorische, eine mässigere Verjüngung und eine leisere Anschwellung.
Während die Länge des dorischen Säulenschaftes an den besten Monumen-
ten noch nicht 6 unteren-Durchmessern (öß-öiß) gleich kam, erreicht
" die ionische Säule deren 872-979. Auch der Abstand der Säulen, bei
den dorischen Tempeln etwa gleich 173, wächst hier bis auf 2 Durchmes-
ser. Diese schlankeren, graziöseren Verhältnisse geben der ionischen Säule
einen weiblichen Charakter, dem männlichen der dorischen Säule gegen-
Attisclnc
Basis.