Volltext: Geschichte der Architektur von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart ; mit 448 Holzschnitt-Ill.

82 
Zweites Buch. 
umgebogener Blätter charakterisirt wird f). Diese Kapitälbildung erfährt 
AIm-n- eine Umgestaltung an den Anten, den Stirnseiten der Mauern. Hier wird 
aus dem Abakus eine leichte Platte und aus dem Echinus ein zart über- 
schlagendes Glied, eine kleine Welle (Kymation) , die mit dem Ornament 
eines Blätterschemas charakterisirt ist. Unter diesem entspricht ein breites 
Band dem Halse der Säule. 
Mvhitmv- Auf dem Abakus ruht, hinter ihn zurücktretend, der Architrav 
oder das Epistylion  Dies ist ein gewaltiger, xpn einer Säulenaxe zur 
andern reichender Steinbalken, welcher in ungegliederter Form streng und 
bestimmt sein Wesen als Verbindung der Säulen und Unterlage des Ober- 
baues ausspricht. Nur metallne Schilder und vergoldete YVeihinschriften 
pflegte man als leichteren Schmuck an ihm anzubringen; dagegen mag er an 
seiner Unterfläche als ausgespannt-es Band durch ein aufgemaltes Schema 
von gedochtenen Bändern decorirt gewesen sein, wie denn in der römischen 
Kunst später solche Charakteristik plastisch ausgeführt wurde. Ein vor- 
tretendes Plättchen oder schmales Band verknüpft den Arehitrav nach oben 
l-"rics- mit dem Friese (liglz) (auch Triglyphon genannt), der durch Bildwerkc 
höhere Bedeutung erhält. Doch ist nicht die ganze Fläche des Friescs 
mit Sculpturen geschmückt, es wird dieselbe vielmehr durch aufrechtste- 
hende, etwas vertretende viereckige Steinblöcke (1111,) , die mehr hoch als 
breit sind, in einzelne Felder getheilt. Diese Platten führen von der Eigen- 
thümlichkeit, dass sie durch zwei ganze und an den Ecken durch zwei 
frig-lyplicn. halbe Kanäle von scharfer Austiefung belebt werden, den' Namen der Tri- 
glypheh (Dreischlitz). Sie erscheinen als die Träger des Giebels, und ihre 
vertieften Streifen oder Furchen drücken in ähnlicher Weise wie die Ca- 
nelluren der Säule die straffe Anspannung des Stützens aus. Die scharfe 
Ueberneigung der Furchen am oberen Ende heisst Scotia, und der über ihr 
befindliche Theil der Triglyphe ist ihr Kapital. Vorgedentet ist indess diese 
Eintheilung des Frieses bereits am Architrav; denn ein schmales Bändchen, 
wie ein Riemen gestaltet, in der Breite der Triglyphe sich vor die Fläche 
legend, ist an der unteren Seite mit je sechs kleinen Püöcken, die man 
als T rop f en bezeichnet, geschmückt. Will man sie als Nachahmung der 
Regentropfen erklären, die, in den Kanälen der Triglyphen niedergelaufen, 
hier hängen geblieben seien , so erscheint diese Deutung eben so spielend 
als unpassend. Die Anordnung der Triglyphen ist der Art, dass über jeder 
Säule und zwischen je zwei Säulen sich eine erhebtxl). Nur auf den Ecken 
rückt die Triglyphe über die Mitte der Säule hinaus an's Ende der Reihe, 
und die dadurch eintretende Unregelmässigkeit wird durch etwas engere 
Säulenstellung und weiteren Abstand der Triglyphen ausgeglichen. Das 
Metnpeil. zwischen den Triglyphen bleibende fast quadratische Feld (g) heisst Meto- 
pon (die Stirn). Es war bei alterthümlichen Monumenten, wie wir aus 
Aruhitrnv. 
 Dies die Ansicht Bötticliefs, der bei allen durischen Kapitälen das ursprüngliche Vorhandensein 
einer solchen, olurelnMalcrei beunrktcn Charakteristik annimmt und sich dabei auf die plastische 
Ausbildung dieses Ghedes durch die spätere römische Kunst beruft. Auch die Fläche des Abakus a 
nimm; er als mit dem lvläanderschema bemalt an. Belege hierfür an griechischen Denkmälern fehlen. 
 C. Bätt-ichw nimmt als ursprüngliche Form des durischen Frieses die "monotriglyphische" an, 
wo nämlich nur über jßdßl" 551'110 Cirlß Triglyphe gestanden haben soll. Hinter ihr ruhten die Balken 
der Decke auf dem Epistyl, so dass die ganze Last auch hier auf die Säule geworfen wurde. Beispiele 
solcher vermutheten Anordnung sind nirgends aufgefunden, auch spricht jene Stelle bei Vitruv (I V, 
cap. 3,  7) keineswegs für diese Annahme, während dagegen die unzweifelhaftc ursprüngliche Functiou 
der hletopen als Fe n s t e r ö ffn u n ge n durch sie Bestätigung erhält.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.