Zweites Buch.
mern der Töchter gewährt. Zu beiden Seiten der Aula dagegen öffnen sich
Räume zu hauswirthschaftlichen Zwecken, und wir finden hier die Küche,
die Speise- und Vorrathskammern u. dergl. , so wie auch die Stiege zum
Obergeschoss der Gynaikonitis, das den Selavinnen angewiesen ist. Die
verschiedenen Räume erhalten gleichsam ihre Weihe durch Aufstellung von
Altären und anderen Heiligthümern, wie sie der Bedeutung des Ortes ent-
sprechen. Dies im Wesentlichen die Grundform des hellenischen Hausesü).
Der (loriscine Styl.
Die Siiu
Dvr Schaft.
Der Säuh
1121.15.
Ernst und würdig wie der Charakter des Volksstammes , der ihn her-
vorgebracht, ist das Wesen des dorischen Styles. Von der obersten Stufe
des Untersatzes steigen in dichtgedrängten Reihen, mit einem Abstand
(Intercolumnium) von 17„ bis unterem Durchmesser, die mächtigen
Säulen auf. Keine Basis, welche den selbständigen Charakter jeder einzel-
nen Säule zu stark betonen würde, bildet einen vermittelnden Uebergang.
U nvorbereitet, in voller, ungebroehener Kraft schiessen die Stämme auf;
ein aus dünnen Platten dicht gefugter Plinthus (der Stylobat) , der die
oberste Stufe des Krepidoma bedeckt, dient ihnen als gemeinsamer Fuss.
Ein Bild jener hohen Bürgertugend und Strenge, die den Einzelnen, so
durchgebildet er sein mochte, nur in der Beziehung zum Ganzen, in der
Unterordnung unter allgemeine Zwecke auffasste. Der Säulen gemeinsame
Bestimmung ist, den Arehitrav (das Epistylion) zu stützen. Wie bewusste
Wesen, so kühn und energisch steigen sie auf. Der runde Schaft würde
indess leblos erscheinen, wenn nicht die Cancllirungen (Rhabdosis) ihn
bedeckten. Dies sind zwanzig flache Kanäle, Vertiefungen, welche, mit
den Kanten in einen scharfen Steg an einander stossend, parallel empor-
steigen, Nicht allein, dass ihre Schattenwirkung die sonst todte Masse
gliedert, so dass sie von Leben durchpulst erscheint: es spricht sich auch
in den Canelluren das straffe Zusammenschliessen des Schaftes um seinen
Mittelpunkt, die Anspannung der Säulenkraft, die aufsteigende Tendenz
des Stammes auf's Entsehiedenste aus. Aber nicht ganz scheitrecht erhebt
sich die Säule. Vielmehr schwillt sie, als ob eine überschüssige Kraft in
ihr aus dem Boden strahle, bis auf ungefähr ein Drittel der Höhe um ein
Geringes an (man nennt diese Anschwellung die Entasis) , strebt dann
aber, je näher dem Ziele, um so dichter und geschlossener empor, so dass
sie ihre Grundfläche allmählich etwa um ein Sechstel des unteren Durch-
messers verringert: sie bildet eine Verjüngung. Die Höhe des gan-
zen Schaftes beträgt einschliesslich des Kapitals an den Monumenten der
besten Zeit etwa 572, an alterthümlichen oder provinziellen Denkmälern
oft weniger, ja selbst nur 4 untere Durchmesser.
Dicht unter dem oberen Ende zieht sich ein feiner Einschnitt (Fig. 52
bei e) ringsum, von wo aus man bis zum Kapital den Hals der Säule (das
Hypotrachelion) rechnet. Dieser entstand aus der technischen Construction
der Säule. Denn da man während der Errichtung des Oberbaues die unteren
Theile nothwendig verletzt haben würde, so fügte man die einzelnen Stein-
trommeln, aus denen der Saulenschaft bestand, uncanellirt zusammen und
1) Vergl-
Ilervnann.
Handbuch
der griechischen Privataltcrthümer. Heidelberg