Volltext: Keramik, Tektonik, Stereotomie, Metallotechnik für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 239 in den Text gedr. Holzschn. und 5 farb. Tondrucktaf. (Bd. 2)

Keramik. 
Gefälsstheile. 
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das Gegenständliche der Darstellungen, die man zu dekorativen 
Zwecken benützt, und deren passende Wahl, wie z. B. der Be- 
zug bakchischer Scenen, der Weinranke, des Epheublattes, der 
Pantherköpfe, der Masken, zu Trink- und Mischgefässen, oder 
der Kampfspielscenen und des Oelblattes zu panathenäischen 
Amphoren und dergl. andere, als vielmehr das rein formale Ver- 
halten der angewandten dekorativen Mittel, welcher Art sie sein 
mögen, zu dem Gefässe. Nur in dieser Beziehung kommt aller- 
dings auch das Gegenständliche der Darstellung hier in Frage, 
insofern nämlich das verdienstliche Streben des Künstlers nach 
möglichst sinnreicher und geistvoller Verwerthung der ihm ge- 
botenen Aufgabe ihn nicht verleiten darf jene massgebenden for- 
malen Schranken zu übertreten. Dessl1alb sind Prachtgefässe die 
sofort verrathen nur zum Zwecke der darauf angebrachten male- 
rischen oder bildnerischen Kunst gemacht zu sein Ergebnisse einer 
geschmaekwidrigen Kunstrichtung, wie z. B. fast alles was sinn- 
reich sein wollende, in der That aber geistlose, "Pendenzsucht, ver- 
bunden mit anmassender Selbstüberschätzung, die sich nicht unter- 
ordnen mag, in unseren modernen weltberühmten Porzellanmanu- 
fakturen und Goldschmiedswerkstätten hervorbringt. 1 Man be- 
trachte, diesem jetzigen Ungeschmack gegenüber, die Gefässe des 
Alterthums und selbst die allerdings schon gefährlichen Vorbilder 
der Renaissance, die in dieser Beziehung die äussersten stilisti- 
schen Grenzen berühren, die nur das die Technik vollständig be- 
herrschende Genie bis zu dem Grade, wie bei ihnen der Fall ist, 
erweitern durfte. Spielend und ungesucht knüpft sich der Sinn 
des Dargestellten an den Gegenstand den es zu schmücken be- 
stimmt ist. Frei bewegt es sich innerhalb seiner formalen Schran- 
ken, dem Ganzen sich anschmiegend, es erst vervollständigend, 
ohne sich des Rechts der selbständigen Existenz zu entaussern.  
Sein Bezug zu dem Ganzen ist ein bei weitem innigerer als der 
rein intellektuelle des Süjets, das oft nur locker, bisweilen gar 
nicht, mit der Bestimmung des geschmückten Gegenstands zusam- 
menhängt. 
Auch das Mittelalter traf hier das Richtigere, nur dass ikono- 
graphische Tendenz die Kunst des Mittelalters wie die vorhelle- 
nische der Völker des Alterthums anderen, nicht künstlerischen 
1 Dieses können sich auch unsere Herrn Bildhauer in Bezug auf ihr Mit- 
wirken bei monumentaler Kunst merken.
	        
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