Volltext: Keramik, Tektonik, Stereotomie, Metallotechnik für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 239 in den Text gedr. Holzschn. und 5 farb. Tondrucktaf. (Bd. 2)

Keramik. 
G efässtheile. 
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Sinn befriedigt; ihre Ausstattung mit solchen Ornaten ist aber 
oft nothwvendig um gewisse Unbestimmtheiten oder auch gewisse 
überschrittene Grenzen der reinen Form zu korrigiren und jene 
Dissonanzen, die grade bei höherem Kunststreben unvermeidlich, 
ja unentbehrlich sind, in reichtönende Akkorde aufzulösen. Wie 
die strotzende Fülle des jugendlichen Haupthaars durch ein sie 
umspannendes Goldnetz in äusserlicher Haft und Beschränkung 
noch reizender erscheint, eben so wird ein umsponnenes bauchi- 
ges Gefass als Vielfasser, zugleich aber auch als Sicherfasser, 
bezeichnet.  
In häuiigen Fällen bleibt es aber gerathen nach dem Vorbilde 
des Eies' und der glatten Frucht die Oberfläche des Bauchs der 
Vase im Gegensatz 2 zu dessen umfassenden und dienenden Theilcn 
glatt zu lassen und auf ihn das oft berührte Stilgesetz anzu- 
wenden, wonach er als Eingefasstes, als Ruhepunkt der 
Struktur den neutralen Boden für höhere, auf Bestimmung, Inhalt 
und Weihe des Gefässes hindeutende, Darstellung bilden darf. 
In dieser Weise wurde der Schmuck des Gefassbauches in 
den Zeiten der höheren Entwicklung der keramischen Künste 
aufgefasst.  Hellenische Thonvasenä bester Zeit mit ihren 
Vasenhildern, im Gegensatz zu den theils umsponnenen, theils auf- 
wärts gerieften, theils mit Bändern umfassten und tonnenartig 
mit Reifen gesicherten, theils anderweitig dekorirten Gefassen 
alten Stils.  Die emblematisirten Metallgefässe der alexandri-ni- 
sehen Zeit im Gegensatz zu den alten getriebenen Metallblech- 
gefässen.  Das freischaltende Prinzip der Gefassverzierung der 
Renaissance im Kontrast zu der technisch ornamentalen Gefäss- 
kunst 
des 
Mittelalters. 
1 Das Ei mit seiner durchaus glatten Oberfläche lässt den Gedanken dass 
die Schale der Verstärkung bedürfe, um den Inhalt zusammenzuhalten, gar 
nicht aufkommen. Die allgemeine Form ist an sich hinreichend zur Versinn- 
lichung einer Idee wovon das Ei vielleicht den vollkommensten Ausdruck 
darstellt.  
2 Allerdings waren die Fortschritte der Technik, vornehmlich die Verbrei- 
tung der Töpferscheibe, mitwirkend thätig um diesen Gegensatz in der erna- 
mentalen Behandlung des bezeichneten Gefässtheils herbeizuführen; aber hätten 
dabei nur technische Gründe obgewaltet, so würde man aus gleichen Gründen 
auch aufgehört haben die aktiven (dienenden) Theile des Gefässes mit struk- 
tiver Symbolik auszuzeichnen.  Das Gegentheil davon wird wahrgenommen. 
3 Hierin sind die Vasenbilder durchaus den alten Wandgemäldeu Polyg-
	        
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