Volltext: Keramik, Tektonik, Stereotomie, Metallotechnik für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 239 in den Text gedr. Holzschn. und 5 farb. Tondrucktaf. (Bd. 2)

Keramik. 
Gefässtheile. 
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auch mit derjenigen der Ausführbarkeit der keramischen Formen, 
zusammentrifft. So will die Stabilität dass hochgestellte stangen- 
förmige Kelchgefässe, wenn sie nach oben sich ausweiten, ein ge- 
wisses Verhältniss ihrer Höhe zum unteren Durchmesser (etwa, 
wie 3 zu 1) niemals überschreiten. Dieselbe Form, wenn umge- 
kehrt, lässt höhere Verhältnisse zu, Wesshalb sie 
  sich zu Kerzenträgern und ähnlichen Geräthen 
 besonders eignet. 
i? Das entgegengesetzte Extrem, nämlich das der 
 Flachheit der Gefässe, scheint meines Erachtens 
2m nur nach der Ausführbarkeit sich zu richten, 
 denn für Teller und Schüsseln kommt ein Ver- 
 hältniss ihrer Höhe zum Durchmesser in ästhe- 
tischem Sinne kaum mehr in Betracht, weil sie 
formell nur als Flächen Wirken und auch als 
solche allein dekorativ zu behandeln sind. Wess- 
halb die Griechen mit fortschreitender Geschmacks- 
uee; bildung ihre Schüsseln, denen sie in älterer Zeit 
1103333315395 grössere Tiefe gaben, unbedenklich immer mehr 
irerflachten. 
Die 
dekorative 
Ausstattung. 
Diese muss erstens allgemein den Begriff des Ümschlusses 
und gleichzeitig den des Aufrechten ausdrücken, in keinem 
Falle aber einem dieser Begriffe oder beiden zuwiderlaufen. 
Sie muss zweitens der besonderen Bestimmung und Form des 
Gefässes angemessen sein. 
Sie muss drittens dem Stoffe und den bei der Ausführung an- 
gewandten technischen Processen entsprechen. 
Die Schranken der freien Komposition die hiedurch gesteckt 
sind, Weit entfernt den Geist zu beengen, sind vielmehr seine 
sicheren Führer in das Reich der Erfindungen, denn in jeder 
Kunst ist Gesetzlosigkeit gleichbedeutend mit Rathlosigkeit. 
Das zuerst aufgeführte Gesetz ist gültig für alle Gefässe, ob 
diese nun irdene oder metallene oder von Glas sind, ob der 
Schmuck ein plastischer oder ein malerischer ist; es ist dasjenige 
der Natur, die auch hier für uns eine unerschöpfliche Quelle der 
Komposition ist. Die Melone z. B. ist nicht nur ihrer allgemeinen 
Form nach ein Resultat jener hydrostatischen Bedingungen, auf
	        
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