Keramik.
Gefässtheile.
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auch mit derjenigen der Ausführbarkeit der keramischen Formen,
zusammentrifft. So will die Stabilität dass hochgestellte stangen-
förmige Kelchgefässe, wenn sie nach oben sich ausweiten, ein ge-
wisses Verhältniss ihrer Höhe zum unteren Durchmesser (etwa,
wie 3 zu 1) niemals überschreiten. Dieselbe Form, wenn umge-
kehrt, lässt höhere Verhältnisse zu, Wesshalb sie
sich zu Kerzenträgern und ähnlichen Geräthen
besonders eignet.
i? Das entgegengesetzte Extrem, nämlich das der
Flachheit der Gefässe, scheint meines Erachtens
2m nur nach der Ausführbarkeit sich zu richten,
denn für Teller und Schüsseln kommt ein Ver-
hältniss ihrer Höhe zum Durchmesser in ästhe-
tischem Sinne kaum mehr in Betracht, weil sie
formell nur als Flächen Wirken und auch als
solche allein dekorativ zu behandeln sind. Wess-
halb die Griechen mit fortschreitender Geschmacks-
uee; bildung ihre Schüsseln, denen sie in älterer Zeit
1103333315395 grössere Tiefe gaben, unbedenklich immer mehr
irerflachten.
Die
dekorative
Ausstattung.
Diese muss erstens allgemein den Begriff des Ümschlusses
und gleichzeitig den des Aufrechten ausdrücken, in keinem
Falle aber einem dieser Begriffe oder beiden zuwiderlaufen.
Sie muss zweitens der besonderen Bestimmung und Form des
Gefässes angemessen sein.
Sie muss drittens dem Stoffe und den bei der Ausführung an-
gewandten technischen Processen entsprechen.
Die Schranken der freien Komposition die hiedurch gesteckt
sind, Weit entfernt den Geist zu beengen, sind vielmehr seine
sicheren Führer in das Reich der Erfindungen, denn in jeder
Kunst ist Gesetzlosigkeit gleichbedeutend mit Rathlosigkeit.
Das zuerst aufgeführte Gesetz ist gültig für alle Gefässe, ob
diese nun irdene oder metallene oder von Glas sind, ob der
Schmuck ein plastischer oder ein malerischer ist; es ist dasjenige
der Natur, die auch hier für uns eine unerschöpfliche Quelle der
Komposition ist. Die Melone z. B. ist nicht nur ihrer allgemeinen
Form nach ein Resultat jener hydrostatischen Bedingungen, auf