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Fünftes HÄuptstück.
Es folgt dass die Kugel als absolut indifferente Form an
und für sich die aufgestellten Bedingungen nicht erfüllt, obschon
sie vermöge ihrer grossen Capacität und hydrodynamischen Zweck-
dienlichkeit als Gefässform sehr praktisch ist. Man findet dass
die Gefasskunst in ihren Anfängen dieses Schema mit Vorliebe
festhält, von welcher sie sich schrittweise immer mehr lostrennt,
indem sie verschiedene Verhältnisse für ihre Gefässe wählt. Die
-Geschichte fast jeder Gefässart weist dieses nach (vgl. z. B. die
archaische bauchige Hydria mit der späteren kühngeschweiften
Kalpis, die alterthümliche Amphora mit der schlanken Vase glei-
cher Art. S. 12 unten und S. 49). Eben so ist der Cylinder
mit quadratischem Durchschnitt, der aufrecht eben so aussieht
wie auf den Kopf gestellt, aus den angeführten Gründen als Ge-
fässform unästhetisch. Entschiedener erscheint schon (oben unter
B. I, auf S. 80) die überhöhte Walze.
Dafür enthält das Ovoid, in seinem unendlichen Wechsel
der Entwicklung, die verlangten formalen Eigenschaften die der
Kugel abgehen; und wie das Ovoid zur Kugel, ähnlich verhalten
sich das Konoid und noch mehr das Hyperboloid (der Kelch,
die Korboberßäche) zu dem Cylinder, betreffend die gleiche Eigen-
schaft ihrer Entschiedenheit, verglichen mit letzterem.
Alle diese zuletzt genannten Formen, nämlich das Ovoid, das
Konoid und das verwandte Hyperboloid, gestatten doppelte An-
wendung, je nach der Lage ihres Schwerpunkts in Beziehung
zur Handfläche.
Ausserdem lassen sich diese Formen selbst ins Unendliche
variiren 1 (abgesehen von ihrer Mischung), so dass keine Gren-
zen für den Eriindungsgeist durch sie gestellt sind. Diese weni-
gen Typen, das Ovoid, dasKonoid und das Hyperboloid reichen
aus, um jegliche Nüance des Charakters einer Gefässform auszu-
drücken. Auch hier bestätigt sich das allgemein in der Natur
wie in der Kunst vorherrschende Gesetz grösster Sparsamkeit der
Grundmotive bei unbeschränkter Mannigfaltigkeit ihrer Ent-
Wicklung.
Doch bewegt sich auch hier die Freiheit nur innerhalb ge-
wisser Schranken, die sie nicht ungestraft überschreitet, wobei
das Gesetz der Aesthetik mit der Grenze der Stabilität, zum Theil
1 Man vergleiche 1000 Eier, so wird
dem andern gp Eleganz nachstehen.
keins
und keins
dem andern gleichen