Volltext: Keramik, Tektonik, Stereotomie, Metallotechnik für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 239 in den Text gedr. Holzschn. und 5 farb. Tondrucktaf. (Bd. 2)

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Hauptstück. 
Fünftes 
solche aus edlen Metallen, die schon lange vor ihmlbei den Grie- 
chen die irdenen Gefässe verdrängt hatten. 
Dieselbe Mannigfaltigkeit herrschte in den Trinkgefässen des 
Mittelalters, und obschon sich unsere gegenwärtige Armuth jenem 
Reichthum der Erfindung gegenüber auch in diesem Fache 
bestätigt, würde dennoch eine Aufzählung der verschiedenen 
Formen und Arten jetzt üblicher Trinkgeschirre ziemlich umfang- 
reich ausfallen, und wohl um so schwieriger sein, je weniger in 
der neueren Zeit an dem Typischen gewisser Formen festgehalten 
wird, oder vielmehr je mehr uns aller Begriff-von dem was Typus 
ist verloren ging.  
Der Einfluss stofflicher Momente, ausserdem noch Willkür, 
Caprice und spielendes Durcheinandermischen der Formen , sind 
auf keinem mehr als auf diesem Gebiete der Gefasskunst vor- 
herrschend, und so muss jeder Versuch die Trinkgefasse zu klassi- 
ficiren und in ihren Unterarten, wie sie bestanden und zum Theil 
noch bestehen, aufzuzählen, von geringem Erfolg bleiben. Doch, 
nimmt man ein Absehen von den Spielarten und den mehr durch 
stoffliche Einflüsse, durch Mode und Kaprice veranlassten als aus 
der Bestimmung hervorgegangenen Anomalieen unter den Formen 
der Trinkgeschirre, so finden sich Unterscheidungen, die wir in 
Bezug auf Gefässformen im Allgemeinen aufgestellt haben, auch 
auf sie im Speciellen anwendbar. Sie bilden gewissermassen 
Reduktionen aller Gefässarten, mit gewissen nur ihnen eigenen 
und von ihrer Bestimmung abhängigen Sonderheiten. 
Eine nur dieser Gattung angehörige Form ist indess das 
Horn (Keras, cornu jootationis, Rhiton, im Mittelalter Olyphant), 
das als Urtrinkgefass im Alterthum so wie bei unseren Altvordern 
fast religiöser Verehrung genoss. Das gleiche Ansehen besitzt 
es noch immer bei einigen Völkern des Orients, z. B. bei den 
Zingalesen auf Ceylon;  es ist selbst bei uns noch ni_cht gänz- 
lich von ihr gewichen, da z. B." noch jetzt das Trinkhorn in Eng- 
land ein bei gewissen Lehcnsfeierlichkeiten unentbehrliches Sym- 
bol ist. 
Wie der Gebrauch wirklicher Hörner zum Trinken bei den 
antiken hochgebildeten und luxuriösen Völkern längst abgekom- 
men war, blieb es als Rhiton in phantastischer Verbindung mit 
verzierenden Zuthaten, die, jedoch die Grundform im Ganzen 
nicht störten oder doch Wenigstens durchblicken liessen, das bei
	        
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