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Hauptstück.
Fünfces
Dazwischen und jenseit dieser Formen liegt noch eine beliebig
erweiterungsfähige Anzahl von Varietäten, abgesehen von den
Spielarten (Köpfen mit Ausgussöffnung,
f, M, plattgedrückten Gefässen u. a), so dass,
- von den Lampen und den Trinkgefasserl
i,- abgesehen, in keiner keramischen Form
e f grössere Mannigfaltigkeit und Freiheit
. herrscht.
j Römische Gusskannen in Thon sind
f] selten und meistens von gedrängter rund-
'14 licher Spindcltorm. Die auf Reliefs dar-
l gestellten und häufig gefundenen me-
j tallenen Gefasse römischen Ursprungs
i. haben sehr weite Mündungen und sind
hat selten schön. Alle sind nach den
u-sw- Grundsätzen der römischen Keramik
Gusskanne (M. n). reich mit plastischen Verzierungen ge-
schmückt. Von einigen emaillirten gallo-
romanischen Opferkannen, die zum Theil eigentliche Gussgefassc
mit Gussmündung sind, war bereits oben die Rede.
In Assyrien und Aegypten scheint dieses Gefass vornehmlich
nur in einer sogleich zu beschreibenden Nebenart beliebt gewesen
zu sein, die noch jetzt im Orient das fast alleinig gebräuchliche
Gussgefäss ist. Auch das Mittelalter rechnete dasselbe zu den
Kunstformen; es wurde mit gleicher Vorliebe sowohl zu profanen
wie zu kirchlichen Zwecken künstlerisch behandelt. Die Inven-
tarien der Klöster und Könige (in Frankreich) zählen derartige
Prachtgefässe (aiguieres) in grosser Anzahl auf ; jedoch ist Weni-
ges davon erhalten. Der Geschmack an diesen Gefassen war zur
Zeit der Aufsetzung jener Inventarien (Ludwigs des Heiligen)
ziemlich bunt: Eins hatte die Form eines Huhns, der Körper und
Schwanz von Perlen, der Hals, der Kopt und die Flügel von
emaillirtem Silber mit gelben, grünen und azurnen Federn. "Auf
dem Rücken trägt es einen Fuchs, der es beim Kamme packt"
etc. Edler geformt sind die hie und da noch erhaltenen Kirchen-
geräthe dieser Gattung, doch gehören sie meistens zu den Kannen
mit Gussröhren (buires). Verschiedenes davon ist in den bekann-
ten oft citirtcn Werken über mittelalterliche Kunst enthalten, auf
die ich verweise.