Volltext: Keramik, Tektonik, Stereotomie, Metallotechnik für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 239 in den Text gedr. Holzschn. und 5 farb. Tondrucktaf. (Bd. 2)

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Elftes 
Hauptstück. 
und seinen Glanz nach den Erfordernissen der Aufgabe, die vor- 
lag, dampften, abtonten und variirten. ' 
Der Polirstahl diente nur um einzelne Glanzpunkte heraus- 
zuheben oder um eine Goldlläehe durch Abwechselung des Matten 
und Glänzenden damit zu mustern, um Arabesken und Akanthus- 
rankenwerk mit ihm hervorzubringen. 
Nicht nur Steigerung, sondern auch Abwechslung der Effekte 
erstrebte man durch ähnliche Mittel, durch röthliche, bräunliche 
und grünliche Lasuren der Goldgründe, denen man die nöthige 
Dauer zu verschaffen wusste. Ebenso färbte man Silber, Eisen 
und Erz, entweder äusserlich oder schon im Metall, dessen Mi- 
sehungsverhältnisse mitunter in einer Weise als Faktoren einer 
beabsichtigten Wirkung in Anwendung kamen, die uns, nach 
dem Standpunkte unserer Wissenschaft und nach unsern ererbten 
Schönheitsbegriäen, gleich unverständlich ist. 2 
Das Gold als Grund bildnerischer und malerischer Gegen- 
stände darf nicht glänzen; es muss auch mit dem Kolorite und 
der Haltung der Gegenstände auf ihm, sowie des umgebenden 
Ganzen übereinstimmen. So feierlich undiruhig- diese Goldgründe 
wirken, wo natürlicher Stilsinn oder die Hand eines Meisters ihre 
erforderlichen Abstimmungen übernahmen, ebenso abschreckend 
sind gewisse sehr anspruchsvolle und sogar vielgepriesene mo- 
derne Ausgeburten der von falschem Klassicismus befruchteten 
Geschmacklosigkeit. 3 
1 Von Phidias wissen wir, dass er den goldenen Mantel seines Zeus Olym- 
pios mit farbigen Dessins bedeckte. Die Vergoldungen der Ällfanddekorationen 
an den römischen Bädern sind sämmtlich matt und lasirt. Das Gleiche sehen 
wir an allen orientalischen Vergoldungen. 
Bei der Restauration der schönen Apollogalerie im Louvre wurde nach 
dem Vorgang der Meister Lebrun und Berain alles Gold der Gründe und der 
Baugiieder, owie der Rehausses in den Arabesken mit grösster Sorgfalt ab- 
wechselnd braun und grünlich lasirt und abgetont. 
2 Der rhodische Erzgiesser und Maler Aristonidas mischte Erz mit Eisen, 
um durch die Rostfarbe des lctztern, wenn sie durch den Glanz des Erzes 
durchsehimmert, die Raserei des Athamas auszudrücken (Plin. 34. 14 a. E. 
Dalech.). Der Bildhauer Silanion mischte in das Erz, aus welchem er das 
Antlitz der Jokaste bildete, Silber, um in der dadurch entstehenden blässeren 
Nuance des Metalls die Bleiehheit des Todes wiederzugeben. 
3 Kreideweisse Figurenfriese auf purem blankem Dukatengold, im Feuer 
vergoldete Plafonds u. dergl. m. Die gute Tradition des Vergoldens hat sich 
nur in Frankreich erhalten; kaum auf den schlechtesten Tapeten in den Cafes
	        
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