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Hauptstück.
Elftes
Buckel oder Inschriftschild, so ist sie zu vergolden, die Umrah-
mung Wirksam zu skulptiren, der Grund wie oben.
Habe ich einen Eierstab zu vergolden, so fragt es sich, ob
das Oval in der Mitte glatt oder verziert ist. Im erstereiu Falle
vergolde und polire ich das Oval und lasse das Uebrige in Silber,
resp. Bronze. Im andern lasse ich das cälirte Ei in mattem oder
oxydisirtem Silber, vcrgolde die Umfassungen. Auch hier wieder-
holen wir: sapienti sat!
2. Die Vergoldung selbst. Die technischen Proceduren
beim Vergolden sind bekanntlich durch die galvanoplastisclie
Operation um eine sehr wichtige und wegen ihrer Wohlfeilheit
sehr gefährliche vermehrt werden. Desto nothwendiger wird für
uns die grundsätzliche Beschränkung in ihrer Anwendung.
Die alten Manieren waren das Plattiren und das Vergolden im
Feuer, die schon durch ihre Kostspieligkeit und durch Schwierig-
keiten, die sie boten, gewisse Stilsehranken n-othwendig machten,
innerhalb welcher der Techniker sich halten musste. Wir gehen
über diesen rein technischen Gegenstand hinweg, unsere Leser
auf die betreffenden Schriften und auf die Praxis verweisend, und
wenden uns sofort zu der dritten und letzten Frage über das
Färben, Mattiren und Poliren des Goldes (resp. Silbers).
Wenn Meister Benvenuto Cellini fünf Kapitel seines Traktat-
chens über Goldschmiedskunst der Praxis des Goldfarbens widmet,
so ersieht man daraus, welches Gewicht dieser Künstler ihr bei-
misst. Hierin folgt er nur einer uralten Kunsttradition, denn seit
ältester Zeit War die Malerei unzertrennlich von dem Goldüber-
zuge. 1 Nur uns Neuern erscheint die krude Goldfarbe und der
banale Spiegelglanz des polirten Metalls als Reizmittel für unsere
stumpfen Sinne nothwendig, als das Höchste, wonach die Kunst
des Vergolders zu trachten habe. 2
Das Gold wird angewandt:
l Siehe S. 305 u. E. des ersten Bandes.
2 Man lese die Ansichten Brongniarffs über diesen Punkt (Traitä de ce-
rairliqixe T. II. p. 442 und passim.) und vergleiche die Milde und Bescheiden-
heit orientalischer Kunstarbeiten, chinesischer Porcellans, Waden u. a., der
alten Emails von Limoges, der Goldschmiedswerke des Mittelalters, der Re-
naissance und selbst der üppigen Zeiten des Barockstils und des Rococo mit
dem kruden und unverschämten Goldprunke der Porzellanvasen aus der Zeit
Napoleons I. und dem was heute gemacht wird.