Volltext: Keramik, Tektonik, Stereotomie, Metallotechnik für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 239 in den Text gedr. Holzschn. und 5 farb. Tondrucktaf. (Bd. 2)

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Hauptstück. 
Elftes 
Buckel oder Inschriftschild, so ist sie zu vergolden, die Umrah- 
mung Wirksam zu skulptiren, der Grund wie oben. 
Habe ich einen Eierstab zu vergolden, so fragt es sich, ob 
das Oval in der Mitte glatt oder verziert ist. Im erstereiu Falle 
vergolde und polire ich das Oval und lasse das Uebrige in Silber, 
resp. Bronze. Im andern lasse ich das cälirte Ei in mattem oder 
oxydisirtem Silber, vcrgolde die Umfassungen. Auch hier wieder- 
holen wir: sapienti sat! 
2. Die Vergoldung selbst.  Die technischen Proceduren 
beim Vergolden sind bekanntlich durch die galvanoplastisclie 
Operation um eine sehr wichtige und wegen ihrer Wohlfeilheit 
sehr gefährliche vermehrt werden. Desto nothwendiger wird für 
uns die grundsätzliche Beschränkung in ihrer Anwendung. 
Die alten Manieren waren das Plattiren und das Vergolden im 
Feuer, die schon durch ihre Kostspieligkeit und durch Schwierig- 
keiten, die sie boten, gewisse Stilsehranken n-othwendig machten, 
innerhalb welcher der Techniker sich halten musste. Wir gehen 
über diesen rein technischen Gegenstand hinweg, unsere Leser 
auf die betreffenden Schriften und auf die Praxis verweisend, und 
wenden uns sofort zu der dritten und letzten Frage über das 
Färben, Mattiren und Poliren des Goldes (resp. Silbers). 
Wenn Meister Benvenuto Cellini fünf Kapitel seines Traktat- 
chens über Goldschmiedskunst der Praxis des Goldfarbens widmet, 
so ersieht man daraus, welches Gewicht dieser Künstler ihr bei- 
misst.  Hierin folgt er nur einer uralten Kunsttradition, denn seit 
ältester Zeit War die Malerei unzertrennlich von dem Goldüber- 
zuge. 1 Nur uns Neuern erscheint die krude Goldfarbe und der 
banale Spiegelglanz des polirten Metalls als Reizmittel für unsere 
stumpfen Sinne nothwendig, als das Höchste, wonach die Kunst 
des Vergolders zu trachten habe. 2 
Das Gold wird angewandt: 
l Siehe S. 305 u. E. des ersten Bandes. 
2 Man lese die Ansichten Brongniarffs über diesen Punkt (Traitä de ce- 
rairliqixe T. II. p. 442 und passim.) und vergleiche die Milde und Bescheiden- 
heit orientalischer Kunstarbeiten, chinesischer Porcellans, Waden u. a., der 
alten Emails von Limoges, der Goldschmiedswerke des Mittelalters, der Re- 
naissance und selbst der üppigen Zeiten des Barockstils und des Rococo mit 
dem kruden und unverschämten Goldprunke der Porzellanvasen aus der Zeit 
Napoleons I. und dem was heute gemacht wird.
	        
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