Metalluteuhnik
(Metallarbuiten).
Die
eigentliche
Toreutik.
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wandte sich für die wichtigsten Dinge nach Konstantinopel oder
nahm byzantinische Arbeiter zu deren Ausführung in Sold. 1
Desiderius, Abt des Klosters zu Monte Cassino, beruft grie-
chische hlosaicisten, um die Wölbung über dem Ilauptaltai- der
neuen Klosterkirche auszuzieren. Junge Mönche lässt er von
diesen Griechen unterweisen, weil man die Musivlnalerei withrend
der vorhergehenden fünf Jahrhunderte in Italien wo nicht ganz
ausgesetzt doch vernachlässigt habe. Später, im Anfange des
13ten Jahrhunderts, also "gerade um die Zeit des Ervvachens der
italienischen Kunstthätigkeit, kommen in Folge der Eroberung
Konstantinopels durch die Franken reiche Kunstschätze aus dieser
Hauptstadt des Ostens als Kriegsbeute nach Venedig und von da
aus nach anderen Städten. Zugleich findet eine Emigration von
Künstlern und Handwerkern statt.
Die Wirkungen dieser Einflüsse waren dreifacher Art. Die
nächste war die rasche Wiederaufnahme und Verbreitung der
technischen Vortheile, Proceduren und Handgeschieklichlaeiten als
erste Bedingungen jeder künstlerischen Erhebung. Doch beschränkt
sich diese YVirkung nur auf einzelne Vortheile der Technik, be-
sonders in der Flächendekoration, der Kunst in Metall und Stein
zu schneiden, der Glas- und Mosaikarbeit, der verwandten Schmelz-
arbeit u. dergl. Die zweite Wirkung war eine ästhetische, eine
gewisse antik-traditionelle, freilich in Manier ausgeartete Eleganz
der Umrisse und der Darstellung; die streng-geregelte Komposition,
das mathematiseh-architektonische und zugleich hieratisehe Stil-
gesetz der Byzantiner musste den verwilderten Formensinn der
Italiener und das rüelzsiehtslose Vorschreiten einer plötzlich ent-
fesselten bildnerisehen Thittiglaeit bändigen helfen, gerade wie die
griechische Kunst zu ihrer höchsten Entwicklung und Vollendung
des legislatorischen Haltes bedurfte, den sie in dem hieratisch-
äg-yptisirenden strengen Dorisnius fand. Drittens konnte sieh erst
an dem Gegensatz des Byzantinismus der Romanismxis selbst er-
kennen lernen, zum vollen Bewusstsein seiner eigentlichen Sen-
1 Die Palä- (Vßrü (Altarvorsatz) von S. lllnrco zu Venedig, 10tes Jalxrln,
aus Konstantinopel, Emailgemälile auf Goldplntten. Die bronzebesulilagenen
Üiiirfliigel von St. Paul ausser den Mauern bei Rom, ein Geschenk Hilde-
bYillld-"h llilßlillvlligen Puhstes Gregor VlI. Die Felder eilthielteu flaulm figür-
liulle Darstellungen in eingelegtem Silber mit Sehmclzarbeit. Abgeb. u. be-
schrieben in lkgineourt. Andere desgl. zu Venedig". Ainzilii, Salemo u. s. w.
Leo Ostiensia lll. e. 29. Rumolir l". I. S. 234i.