Metallotechxxik
(Metallarbeiten).
Die
eigentliche Toreutik.
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Willkür.
alles Hergebrachten und schrankenloser
davon wenig oder nichts erhalten. 1
Leider
h at sich
Italien.
Barbarei und Verfall der Künste und jeglicher Art von Kunst-
gesehick tritt in Italien noch rascher und vollständiger ein, als in
den entferntesten Provinzen des ehemaligen westlichen Reichs.
Doch ist diese Verwilderung nicht sowohl Zeichen der Abgestor-
benheit aller nationalen und individuellen Lebenskraft und geistigen
Befähigung bei den gemischt-barbarischen und eingebornen Bewoh-
nern dieses Landes, als vielmehr einer den Künsten und der
Kultur der Wissenschaften ungünstigen Richtung derselben. In-
mitten unerhörter Verwirrungen, unter den Wehen einer kreisenden
Welt, unter der überall nach Neugestaltung ringenden Gesellschaft,
unter den Konflikten des Während langer anarehischer Zustände
stark entwickelten Personalgefühls, theils mit gleichen ihm entgegen-
tretenden Aeusserungen desselben, theils mit dem überall mächtig,
aber gleichfalls individualistisch und systemlos sich äussernden
bürgerlichen Gemeinsinn, unter den Kämpfen der noch unbe-
1 Der Gefallen an Gold- und Silbergeräth für profane Zwecke tritt eigent-
lich erst mit dem Anfang des 14ten Jahrh. hervor. Aber bald macht dieser
Luxus solche Fortschritte, dass gesetzlich eingeschritten wurde. König Johann
(von Frankreich) verbietet in einer Ordonnanz v. J. 1356 den Goldschmieden,
Geräthe und Gefässe zu arbeiten über eine Mark Gold oder Silber im Gewicht,
ausser für kirchliche Zwecke.
Im Inventare des Herzogs von Anjou, Königs von Neapel, sind unter an-
dern bizarren Gold- und Silbergeriithcn gleicher Art folgende Artikel beschrieben;
Gussgefass (aiguiere): Ein Mann auf einem Untergestell; letzteres blau
emaillirt, mit Leuten zu Pferd und zu Fuss, die einen Hirsch jagen. Der
Mann, mit einem emaillirten Azurmantel, hält in seiner rechten Hand seine
Mütze, deren Krempe den Ausguss bildet.
Eine kleine goldene Kanne mit Ausguss in Form einer Rose; das Mund-
stück als Delphin und der Knopf als Knospe.
Salzfass: Ein Mann auf einem vergoldeten und ciselirteix Gestell; der
Mann hat einen Filzhut auf dem Kopf, hält in der Rechten ein Salzfass aus
Krystall mit Silbergarnitur und in der Linken einen Kirschbaum mit Blättern
und Kirschen und Vögeln, die auf den Zweigen hüpfen.
Vornehmste Prunkstücke waren die nefs, grosse Behälter in Form von
Schiffen, für die Becher und die Tischgeräthe des Königs. Ein grosses
Schiff von Silber, vergoldet, auf 6 Löwen, an jedem Ende ein Kastell, worauf
ein Engel, der Rumpf mit den YVappen Frankreichs in Email. (Labarte a. a. O.
S. 230, wo die Nummern der betreffenden Manuscripte der Pariser Bibliothek
aufgeführt sind.)