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Hauptstück.
Elftes
Richtung deutlich verfolgen lässt, tritt überall wo sie sich zeigt
(und ihr Einfluss erstreckt sich auf alle Zweige der Kunst, auf
die Skulptur in Stuck, Stein und Elfenbein, sowie auf die Malerei
jener Zeiten), dem Byzantinismus schroff entgegen, indem aus
der allgemeinen Auflösung des antiken Formenkreises plötzlich
ein leidenschaftlich bewegtes Leben ersteht, ganz ähnlich wie
solches die früh-griechische Kunst in dem Momente bezeichnet,
wie sie der assyrisch-asiatischen Formenerweichung sich zu ent-
winden beginnt. Die äusserliche Bewegtheit und das Phan-
tastische in Komposition und Stoffbehandlung protestiren gegen
die christlich-byzantinische Satzung und sind zugleich als nächste
Aeusserungen der individuellen Geistesthätigkeit des schaffenden
Künstlers, die sich über ihren Stoff zu erheben beginnt, be-
deutsam. 1
1 Elftes Jahrh. Bronzethüre des Domes zu Hildesheim. (Kratz, der
Dom zu Hildesheim.)
Thüre des Domes zu Augsburg. (v. Alleodi, die Bronzethüre des Domes
zu Augsburg. Kugler, kl. Schriften. I. S. 149. III. S. 753.)
Elfenbeinschnitzereien zu Essen mit getriebenen Goldrahmen. (Kunstdenk-
inäler des chr. Mittelalters in den Rheinlanden von E. aus "m Weerth. Ab-
theil. 1. Bd. II.)
Bücherdeckel aus Bamberg, jetzt in München. (Förster, Denkmale. I. u. II.
Kugler, k]. Schriften. I. S. 79.)
Grabplatte Rudolfs von Schwaben (gest. 1080) im Dome zu Merseburg.
(v. Hefner, Trachten. I. T. 58.) Puttrich, Denkrn. der Baukunst des Mittelalters
in Sachsen.
Skulpturen der Klosterkirche Hecklingen. (Puttrieh. T. 31-33.)
Einige Skulpturen und Monumente des Domes zu Bamberg, vor allem das
Grabmal Luidgers v. Mayendorf, der als Pabst Clemens II. i. J. 1047 starb,
das Schnaase und Kugler für eine Arbeit des l3ten Jahrh. ausgeben. Hätten
sie statt des 13ten das löte oder 16te Jahrh. genannt, so würde das Er-
scheinen dieses ächten Renaissancewerkes aus dem llten Jahrll. Sie mehr
dafür entschuldigen.
Zwölftes Jahrh. Die Schule von Dinant.
Taufbecken des Lambert Patras zu S. Bartllelemy von Lüttich. Ein an-
deres im Dome zu Osnabrück. (Annales arch. V. p. 21. VIII. p. 330. Kugler.
kl. Schriften. II. S. 499. Lübke, M. Kunst in Westph. S. 417.)
Egstersteine bei Horn, Westphalen. (Massmann, der Egsterstein in West-
phalen. Forster, D. d. B. II. Lübke.)
Das plastische Prinzip und die antik-römische Kunsttradition verräth sich
auch in der gleichzeitigen Wiederaufnahme der Bilrlnerei in Stuck, welcher
Stoff dieser geistvollen und lebendigen Frührerlaissance des Nordens bequem
war. Clwrwände in der Liebfrauenkirche zu Halberstadt mit den Gestalten