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Elftes
Uaxxptstück.
rischen Pruirksucht, die Goldschmiedskunst fast noch allein in
Ehren gehalten und beschützt. Besondere Stütze fand sie in der
Geistlichkeit und in den Klöstern, aber sie wurde auch von Laien
und für dieselben Heissig geübt. Gewisse Städte, die vielleicht
schon im Alterthuin Sitze dieser Industrie waren, gewannen sich
im frühen Mittelalter gleichsam die Privilegien für die Ausübung
der Goldschiniedskunst, die damals auch die Erzarbeiten und
selbst die Kunstsehniiedcarbeiten umfasste. So Limoges, wo
schon im (iten Jahrhundert ein gewisser Abbon als Meister der
Metallotechnik hohe Berühmtheit genoss. Er war der Lehrer des
heil. Aloisius (588, 1' 659), der seinen Meister bald übertraflund
von Klotar II. mit wichtigen Auftragen beehrt wurde. Kl0tar's
Nachfolger, Dagobert 11., erhob ihn zu hohen weltlichen und
kirchlichen Aemtern, die ihn in den Stand setzten, die Künste
mit Erfolg zu püegen und zu beschützen. Von seinen und den
Werken seiner Zeit ist zwar fast nichts erhalten, l aber wir be-
sitzen ausführliche Listen derselben, die uns St. Ouen, der Biograph
des heil. Aloisius, und ein anonymer Geschichtschreiber des Klo-
sters St. Denis überlieferten. Unter den dort aufgeführten Gegen-
ständen waren einige von kolossalem Umfange: zwei goldene
Throne, das Mausoleum des heil. Dionys, dessen niarmornes Dach
mit Gold und Edelsteinen besetzt war, die Lade der heil. Geno-
vefa, die des heil. Germanus und vor allen die goldene, überaus
kostbare Lade des heil. Martin von 'l'ours.
Ueber allgemeinen Charakter und Art dieser Werke lässt sich
zunächst erkennen, dass sie zwar dem Geschmack der Zeit für
Edelstein- und Goldplattenverzierung entsprachen, aber dass zu-
gleich eine gewisse plastische, fast baroke Ueberfülle sie von den
morgenländischen Werken der Zeit unterschied. Auch trat an
ihnen zuerst eine ganz neue Richtung der Goldsehniiedskunst und
allgemeinen Metallotechnik hervor, indem diese, schon durch die
Aufnahme baulicher Formen an die Baukunst gefesselt, gleich-
zeitig in ihren Werken die Gesammtwirkung architektonischer
Monunientalität erstrebten ein wichtigstes Moment für die
Geschichte der Baukunst und der Kleinkünste des Mittelalters.
Unter Karl dem Grossen scheinen byzantinische und sara-
zenischc Einflüsse stark herübergeivirlat und sich auch in den
1 Der Faltstuhl des Königes Dagobert, angeblich ein
Aldisius, jetzt in dem Saale der Souveräne des Lauvre.
heiligel
des
Werk