(Metallarbeiten).
Metallotechnik
eigentliche Toreutik,
Die
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herrschend plastische, korinthisch-alexandrinisch-römische Stil als
später Ausdruck des hellenischen Kulturprinzips geherrscht hatte,
der christlich-byzantinische Stil heran, in welchem der neu-
asiatisch-christliche Kulturgedanke den ihm adäquaten Ausdruck
finden sollte. Er äussert sich stofflich-technisch als von der Plastik
wieder auf die uralte vorhellenische Plattirmanier zurückgetragene
Toreutik, als Flächenstereotomie.
Diese byzantinische Geschmacksrichtung bereitete sich langsam
vor, durch das Gefallen an der Blechbekleidung, an goldüber-
zogenen Möbeln und Architekturtheilen, durch den überhandneh-
menden Geschmack an eingelegten Gemmen und Perlen, an Stelle
der alten bildlichen Argumente, durch seidenen Kleiderluxus und
orientalische Verhüllung der Leibesform, durch überladenen Gold-
und Edelsteinbehang im Blech- und Filigranstil, der den edlen,
einfachen! hellenischen Schmuck verdrängt.
Bald greift sie_in das Wesen selbst der gesammten antiken
Kunst ein, indem sie letztere aus ihrer plastischen Tonweise in
den Blech- und Bekleidungsstil transponirt.
In der Architektur verfolgt sie diese Tendenz mit Hintansetzung
aller Rücksicht auf die klassische Struktur-symbolische Bedeutung
der hergebrachten, aus der Tektonik hervorgegangenen Typen,
indem sie ihren mehr bildlichen Sinn verleugnet oder vergisst,
daraus einfache, aber auf ihren Oberflächen reich ornamentirte
Strukturtheile macht. So wird das korinthische Kapital zu einem
mit Akanthus überkleideten abgestumpften Steinwürfel, als struktiv-
nothwendiges Lager für die Aufnahme der Bögen. Das Gebälk
verschwindet entweder ganz, oder von ihm bleibt höchstens noch
ein abgeschrägter Kragstein mit gleichem Flächenreichthum übrig.
Das hohe Symbol des antiken Tempels, das Fastigium, wird ganz
verneint oder zum simplen Giebel herabgesetzt, kurz alle klassischen
Architekturforrnen fallen weg oder gehen ganz neue Verbindungen
ein, in denen sie ihre tektonische Bedeutung verlieren und in
neuem stereotomischem (und zwar materiell-technischem)
Sinne dienen. Gewölbe und Kuppeln, hinter reichster Flächen-
Verkleidung, treten an die Stelle des alten Säulendachs. Wie
wenig byzantinische Kunst einfach barbarisirte römische ist, wie
hier plötzlich ein neues, wohlerkanntes Prinzip verfolgt wird,
erhellt aus der Vergleichung der römischen Bäder mit den in
konstruktiver Beziehung nichts Prinzipiell- Neues enthaltenden