Volltext: Keramik, Tektonik, Stereotomie, Metallotechnik für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 239 in den Text gedr. Holzschn. und 5 farb. Tondrucktaf. (Bd. 2)

(Metallarbeiten). 
Metallotechnik 
eigentliche Toreutik, 
Die 
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herrschend plastische, korinthisch-alexandrinisch-römische Stil als 
später Ausdruck des hellenischen Kulturprinzips geherrscht hatte, 
der christlich-byzantinische Stil heran, in welchem der neu- 
asiatisch-christliche Kulturgedanke den ihm adäquaten Ausdruck 
finden sollte. Er äussert sich stofflich-technisch als von der Plastik 
wieder auf die uralte vorhellenische Plattirmanier zurückgetragene 
Toreutik, als Flächenstereotomie. 
Diese byzantinische Geschmacksrichtung bereitete sich langsam 
vor, durch das Gefallen an der Blechbekleidung, an goldüber- 
zogenen Möbeln und Architekturtheilen, durch den überhandneh- 
menden Geschmack an eingelegten Gemmen und Perlen, an Stelle 
der alten bildlichen Argumente, durch seidenen Kleiderluxus und 
orientalische Verhüllung der Leibesform, durch überladenen Gold- 
und Edelsteinbehang im Blech- und Filigranstil, der den edlen, 
einfachen! hellenischen Schmuck verdrängt. 
Bald greift sie_in das Wesen selbst der gesammten antiken 
Kunst ein, indem sie letztere aus ihrer plastischen Tonweise in 
den Blech- und Bekleidungsstil transponirt. 
In der Architektur verfolgt sie diese Tendenz mit Hintansetzung 
aller Rücksicht auf die klassische Struktur-symbolische Bedeutung 
der hergebrachten, aus der Tektonik hervorgegangenen Typen, 
indem sie ihren mehr bildlichen Sinn verleugnet oder vergisst, 
daraus einfache, aber auf ihren Oberflächen reich ornamentirte 
Strukturtheile macht. So wird das korinthische Kapital zu einem 
mit Akanthus überkleideten abgestumpften Steinwürfel, als struktiv- 
nothwendiges Lager für die Aufnahme der Bögen. Das Gebälk 
verschwindet entweder ganz, oder von ihm bleibt höchstens noch 
ein abgeschrägter Kragstein mit gleichem Flächenreichthum übrig. 
Das hohe Symbol des antiken Tempels, das Fastigium, wird ganz 
verneint oder zum simplen Giebel herabgesetzt, kurz alle klassischen 
Architekturforrnen fallen weg oder gehen ganz neue Verbindungen 
ein, in denen sie ihre tektonische Bedeutung verlieren und in 
neuem stereotomischem (und zwar materiell-technischem) 
Sinne dienen. Gewölbe und Kuppeln, hinter reichster Flächen- 
Verkleidung, treten an die Stelle des alten Säulendachs. Wie 
wenig byzantinische Kunst einfach barbarisirte römische ist, wie 
hier plötzlich ein neues, wohlerkanntes Prinzip verfolgt wird, 
erhellt aus der Vergleichung der römischen Bäder mit den in 
konstruktiver Beziehung nichts Prinzipiell- Neues enthaltenden
	        
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