Volltext: Keramik, Tektonik, Stereotomie, Metallotechnik für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 239 in den Text gedr. Holzschn. und 5 farb. Tondrucktaf. (Bd. 2)

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Elftes 
Hauptstück. 
Wir berühren zunächst kürzestens jenen byzantinischen Typus, 
theils weil in ihm zuerst eine Neugestaltung hervortritt, theils 
wegen der Anhaltspunkte, die er für die Charakteristik gewisser 
Erscheinungen der Geschichte der westlichen Kunst bietet, theils 
wegen seines Zusammenhanges mit der gesammten, für die Stil- 
theorie so wichtigen orientalischen Kunst. 
Byzantinischer Stil ist verorientalisirter, nach einem raschen, 
durch Sprünge und Gegensätze bewerkstelligten Kreislaufe auf 
seinen morgenländischen Ursprung zurückgeführter griechisch- 
römischer Stil, eine Renaissance der Prinzipien, die der ältesten 
vorhellenischen Kunst als Grundlage dienen. 
Es kann nicht unsere Absicht sein, diesen Satz hier vollständig 
durchzuführen, wozu erforderlich wäre, die byzantinische Kunst 
in ihrem Gesammtauftreten zu betrachten, und zwar als Ergebniss 
der besonderen Verhältnisse und Richtungen jener Zeiten und 
aller anderen Einflüsse, die dazu mitwirken mussten. Vielmehr 
wollen wir unseren Stoff nicht verlassen, aber zeigen, dass eine 
eigenthümliche Art seiner Behandlung und er selbst, insofern diese 
Behandlungsart seinen Eigenschaften entspricht, die wichtigsten 
materiell-technischen Bedingungen des byzantinischen Ausdrucks 
enthalten. 
Wie der hohe Stil der Phidias und Polyklete durch eine Ver- 
mittlung beider hellenischen Bildnerschulen, der plastischen und 
toreutischen oder stereotomischen, durch höhere Auffassung beider 
Tendenzen bedungen war, wie in dieser Verbindung der helle- 
nische Kulturgedanke nur den ihm adäquaten höchsten und rein- 
sten bildnerischen Ausdruck gewinnen konnte, so bildete sich, 
nachdem durch mehrere Jahrhunderte der realistisch-üppige, vor- 
Dame Namens Protecta aus dem 4ten oder öten Jahrhundert angehörig, jetzt 
in der Schillersheimer Sammlung, einige gallo-romanische und britto-romanische 
Silbergeschirre. Mehr barbarisirte antike Kunst mit noch heidnischen Emblcmen. 
Visconti, Lettere 34 su di una antica Argenteria. Roma. 4. 1793. Siehe auch 
Agincourt und Cicoguara. Byzantinisek-orientalische Technik verrathen schon 
gewisse lombardische und fränkische Alterthümer, z. B. die Krone der Königin 
Tllßßdßlillda (T 616), eine Art Bandkette, mit Cabochon-Edelsteinen besetzt, 
dazwischen aus Gold getriebene Blumen; die (jetzt verschwundene) Krone des 
Lombardenkönigs Agilulf mit 15 kleinen Reliefüguren aus Gold in ebenso 
vielen Zwergarkaden; die durchsichtig emaillirten Ueberreste des angeblichen 
Waüenschmucks Königs Childerich, Vaters des Chlodwig, gefunden in einem 
Grabe bei 'l'0urnay. Magasin pittoresque. Jahrg. 34. pag. 272. Montfaucon.
	        
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