Volltext: Keramik, Tektonik, Stereotomie, Metallotechnik für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 239 in den Text gedr. Holzschn. und 5 farb. Tondrucktaf. (Bd. 2)

(Metallarbeiten). 
Metallotechnik 
Toreutik. 
Die eigentliche 
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hindurch für denjenigen Luxus, der früher ihre wichtigste Ab- 
satzquelle war, einen Theil ihres alten Ansehens. Der reiche 
Römer, statt aus den alten abgenützten Inventarienstücken der 
Mentor, Mys, Boethos und Myron, wollte nur noch aus geschnit- 
tenen Gemmen und myrrhinischen Bechern trinken. Doch wurde 
auch dieser Gebrauch bald wieder obsolet, nachdem das Glas, 
welches anfänglich fast den Krystallen und geschnittenen Onyx- 
gefässen an Werthschätzung gleich stand, durch Verbreitung und 
billige, einheimische Fabrikation gemein geworden war und durch 
die Leichtigkeit des Täuschens auch die ächten Krystalle, Myr- 
rhinen u. s. W. im Ansehen herabgesetzt hatte. So geben uns 
denn die Schriftsteller der konstantinischen und theodosianischen 
Zeiten und älteste christliche Urkunden die Zeugnisse einer 
Rückkehr zu dem alten Aufwand edler Metallgefässe, deren 
Schätzung aber nicht mehr auf der formalen Schönheit und der 
bildnerischen Behandlung, sondern mehr auf dem Gewichte und 
dem prunkhaften Reize des edlen Stoffs beruht. Wie gross dieser 
Luxus in Rom unter Konstantin war, erhellt z. B. aus des Ana- 
stasius Bihliothecarius liber pontificalis, wonach der Kaiser, vor 
der Uebersiedlung des Herrschersitzes nach Byzanz, auf des heil. 
Sylvesters Eingebung die Kirchen Roms zum Abschiede mit den 
reichsten Gaben ausstattete. Goldene Kreuze von 300 Pfund Ge- 
wicht, gewaltige silberne Taufbassins, Weihgefässe, Kelche, Giess- 
kannen, Altardecken, Lampen, Ampeln, Weihrauchschwingen und 
andere Dinge mehr. Die Nachfolger Sylvesters fuhren fort für 
den Glanz der sieghaften Kirche zu sorgen, so dass gegen Ende 
des 5ten Jahrhunderts unter Symmachus dieser Aufwand eine 
unglaubliche Höhe erreicht hatte. 
Dennoch war nicht mehr Rom, sondern die neue Hauptstadt 
des Konstantin der Mittelpunkt der Welt und ihrer Herrlichkeiten. 
Hier, unter der doppelten Pflege der Kirche und des asiatisch 
aufgebauten Kaiserhofs, unter der unmittelbaren Berührung mit 
dem Osten, nimmt die neue Goldschmiedskunst erst ihren festen 
orientalischen Typus an, während in den gleichzeitigen Werken 
der westlichen Länder statt desselben jetzt schon eine allgemeine 
Gesßhmacksverdorbenheit und technische Verkommenheit sich 
geltend machen. 1 
1 Weniges davon ist übrig. Einige Silbergefsisse in dem Mus. christiaxltlm 
der Biblioth. des Vatikan, ein reicher Schatz von Silberzeug, einer christlichen
	        
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