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Elftes Hauptstück.
teriell betrachtet rein toreutische, aus dem Vollen geschnittene,
fast ohne Beihülfe des Gusses entstandene Produkte sind.
Der grosse Schöpfer des olympischen Jupiter ciselirte Fliegen,
Grillen, Eidechsen, Fische, Bienen und andere Nippsachen; das-
selbe gilt von Myron, der silberne Becher und Schalen mit natur-
wahren und belebten animalischen und menschlichen Figuren be-
deckte; Kalamis, der grosse Bildhauer, machte Becher, die von
dem Künstler des neronischen Kolosses, Zenodorus, mit Eifer und
Glück kopirt wurden. Auch Polyklet War Goldschmied.
Andere waren nur Caelatoren, unter ihnen der berühmteste:
Mentor, dessen Werke in den Tempeln geweihet Wurden (lebte
vor Ol. 106). Nach einer Stelle des Properz 1 war er mehr Ar-
gumentarius oder Crustarius, übte er seine Kunst nicht an der
einfassenden untergeordneten Arabeske, sondern in den figürlichen
eingefassten Sujets. Dagegen war Mys wegen seiner sorgfäl-
tigen, feinen und scharfen Behandlung des Laubwerks, der ein-
fassenden Arabeske, berühmt. Doch führte er auch Kompositionen
und Figurenfriese aus. Kallikrates und Myrmekides machten mi-
kroskopische Nippsaehen, Quadrigen von Fliegen gezogen u. dergl.
Aehnliches. 2
179.
Die
eigentliche
Toreutik.
Byzanz
Osten.
und
Die Toreutik hatte unter dem Uebergewichte jener alten grie-
chischen Schule von Metallschnitzern und gegenüber der anti-
quarischen Kunstkennerschaft der Römer alle schöpferische Selb-
ständigkeit verloren. Obschon uns durch Plinius und andere
noch spätere Schriftsteller hinreichende Zeugnisse von einer noch
bis in's 2te Jahrhundert hinein sehr thätigen römischen Gold-
schmiedsindustrie erhalten sind, 3 verlor sie dennoch eine Zeit
1 Prop. III. 7. 12 sq.
2 Die Aufzählung noch vorhandener torentischer Werke s. bei O. Müller,
Archaeol. ä. 312.
3 Plinius (XXXIII. 139) klagt über den Wechsel der Moäen in Betreff der
Silbergefässe. Drei verschiedene Silberschmiedschnlen waren seiner Zeit en
vogue, die lhlrniana, Clodiana und Gratiana. Aber er unterlässt, sie näher
zu bezeichnen.