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Elftes
Hauptstück.
Die italienischen Freistaaten wetteiferten mit Päbsten und Prin-
zen in der Vervollkommnung des lange vernachlässigten Münz-
wesens. Man gab den berühmtesten Künstlern hohe Münzamter.
Bald-kam die Mode des llledaillenschlagens hinzu, wodurch diese
Kunst ein weiteres Feld gewann. Aelteste Medaille, vom Datum
1363, in der Sammlung Martinengo zu Venedig. Andere Me-
daillen der Frührenaissance zu Wien. Dante's Porträt von Vittorio
Pisano daselbst. Medaillen der Paulla Malatesta (1410) und des
Andrea Guiccaloti in der Bibliothek di S. Marco in Venedig. 1
Berühmteste Medaillenschneider: Franc. Francia, Caradosso,
Aless. Cesari (il Greehetto), Benv. Cellini, unter vielen Anderen. 2
Päbstliche Medaillen von Paul II. (1464) an; die interessan-
teste und vollständigste moderne Sammlung im Vatikan. Eine
tretfliche Reihe von Medaillen die der Medizäer. (Oftieih)
Zur Zeit Caradossds kam die Mode der getriebenen Gold-
medaillen, vorzüglich für Agraffen an Hüten und Mänteln, auf ;
ein merkwürdiges Hinübergreifen der Stereotomie in das benach-
barte Gebiet des Hämmerns. Das ältere Verfahren des Cara-
dosso, der antiken Empaistik verwandt, das neue Verfahren des
Cellini reines Sphyrelaton. Ueber Beide s. B. Cellini, arte dell'
orfevreria, cap. V. Der Skapulierknopf Clemens VII. von Cellini.
In Frankreich blühte die Medaillenkunst schon unter Karl VIII.
Grosses Medaillen Ludwigs XII. und seiner Gemahlin Anna von
Bretagne, geschlagen zu Lyon im J. 1455.
In der zweiten Hälfte des löten Jahrhunderts erfreute sich der
Medailleur Dupre eines grossen und wohlverdienten Rufs. Diese
Kunst wurde besonders von Ludwig XIV. begünstigt. Die Reihe
der unter ihm geschlagenen Medaillen bildet eine vollständige
Geschichte seiner Regierung.
Die erste Medaille, die in England geschlagen wurde, ist aus
Heinrichs VIII. Zeit. Sie ist von Gold und mit einer Inschrift
auf der Rückseite versehen. Mit Eduard VI. beginnt die Reihe
der Krönungsmedaillen. Die Medaillen der Republik und Karls II.
sind vom Meister Simon geschlagen und von Vertue gravirt. Der
Genueser Dussier führte die Medaillen der folgenden Zeit aus.
1 Hicher zu reehnen sind noch gewisse medaillexifilrmige Flauhreliefs des
Meisters Düuatello (geb. 1383 zu Florenz); berühmtestes Beispiel die bakchische
Bronzepatera in Casa Martelli zu Florenz.
2 Cicngnara, Geschichte der Skulptur.