(Metallarbeiten).
Metalloteclmik
Das
Metall als dehnbarer Bildstoü".
489
an aber wirken die verschiedensten Zweige der Metallotechnik
zusammen um die Kriegswaffen zu Meisterwerken der Kunst zu
erheben. Die Stahlpanzer des Rosses nicht weniger als des Reiters
Helm, Schild, Kürass, Arm- Bein- und Halsbergen, mit ihrem
wohlverstandenen Gliederwerlä, bedecken sich mit Argumenten,
Arabesken und Zierformen aller Art, die, wohl und stilgemäss
vertheilt, theils getrieben, theils ciselirt, theils damascinirt oder in
sonstiger Weise flach behandelt sind. Oft wird das ernste Waffen-
kleid zu reiner Goldschmiedsarbeit. '
Durch den Wechsel des Stoffs, da das härteste Metall, der
Stahl, die geschmeidigen Kupferlcgirungen immer mehr verdrängt,
vermehren sich die Proceduren, welche in der Kunst der WVatfen-
bereitung Anwendung finden, treten sie in veränderten Verhält-
nissen zu einander in YVirksamkeit. Die getriebene kalte Arbeit,
das eigentliche Metalltreiben, bietet Schwierigkeiten dar, sowie es
sich um starke kugelfeste Stahlplatten handelt. Sie geht über in
Schmiedearbeit, ein Process, der mit dem genannten verwandt
ist, zugleich aber auch der Stereotomie angehört. Von ihm unzer-
trennlich ist das rein stereotomische Verfahren des Ciselirens, des
Formertheilens oder Formvollendens durch Abnehmen von Theilen
der festen Masse mit Hülfe des Grabstiehels, des Meissels, der Feile
und anderer Schneidewerkzeuge. Andererseits leistet der harte
Stoff der Flachendekoration Vorschub, der vertieften Grawirung,
der Damascinirung, dem Niello, der eingelegten Arbeitn
der Aetzung (Vertiefung gewisser Theile durch Aetzwasser),
dem Plattiren, Vergolden, Emailliren u. s. w. Allmählich
kehrt in Folge des Einflusses des harten Stoffs und der durch ihn
bedungenen technischen Proceduren die Rüstung wieder aus dem
Hohlmetallstile in ein dem römischen verwandtes System der
1 Dieser Luxus ging vornehmlich von Italien aus, wo die Zunft der Waffen-
schmiede auf den allgemeinen Gang der Renaissancekunst bedeutenden Ein-
31155 übtß- Michelagnolo, Lehrer Benvenuto Cellinifs, Filippo Negrolo aus
Mailand, Waffenschmied Karls V. und Franz I., Antonio, [Vederigo und Lncio
Pißßinifli, thätig für das Haus Farnese, Romero für Alfons II. von Este, unter
vielen andern ausgezeichneten Meistern: In Deutschland rivalisirt diese Zunft
mit den Italienern; vielleicht leistete der Augsburger Callmann das Höchste
was die Waifenschmiedskunst jemals hervorbrachte. Seine Werke sind bei allem
Reichthum streng stilisirt, mit noch vorherrschendem Charakter der getrie-
benen Metallarbeit. Praehtrüstung Christians II. von Dänemark zu Dresden.
Semper, Stil II. G2