Stereotomie
(S teinkoustruktion).
Technisch-Historisches.
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dass jener in strenger stilisirter, dieser in realistisch üppigerer
Weise Dasselbe ausdrückt.
Ebenso alt ist auch die zumeist dem kompositen Säulenknauf
beigegebene steigende und allseitig gleiche, nach auswärts ge-
schweifte Spirale, die wohl zu den ersten Versuchen gehört, die
ionisohe, ursprünglich hypostyle Säule einer peristylen Bestim-
mung anzupassen.
Gewisse noch durchaus griechischen Formensinn verrathende
Knäufe dieser Art an Monumenten Kleinasiens sind schwerlich
Uebersetzungen einer römischen Idee zurück in das Grie-
chische, sondern, obwohl wahrscheinlich erst unter römischer
Herrschaft ausgeführt, muthmassliche Wiederholungen älterer
alexandrinischer Vorbilder. Denn der grosse Makedonier hatte
für seine erst durch die Römer verwirklichte Weltherrschaftsidee
bereits die griechisch-asiatische, vollständig einheitliche Kunstform
entworfen und seinen Nachfolgern vererbt, von denen sie das
kaiserliche Rom übernahm, das auch in dem kompositen Säulen-
bau das architektonische Symbol königlicher Pracht und Hoheit
"von dort entlehnen mochte. Diese Ordnung tritt in diesem Sinne
zumeist nur in Verbindung mit römischem Massenbau als Halt
und Träger seiner asiatisch dekorativen Prachtbekleidung
auf, in Welcher Anwendung sich der peristyle Säulenrhythmus
zumeist auflöst, dafür die Säule entweder einzelnstehend oder
in Gruppen vor der Masse heraustritt, an die sie unlöslich ge-
bunden ist.
Doch steht ihrer peripterischen und geschlossenen Anwendung
prinzipiell nichts entgegen, wie denn auch antike Beispiele
derselben nachgewiesen werden können. So war (nach Canina)
der Tempel der Juno innerhalb der Portikus der Oktavia ein
sechssäuliger, römisch-korinthischer Prostylos. Dabei scheint der
alte ionische Kanon, als der dem Charakter dieser Weise ange-
messenste, obgewaltet zu haben. Ein schönes, noch griechisches
(wenn auch unter der Römerherrschaft entstandenes) Beispiel ge-
schlossener Triumphalordonnanz von bester Erhaltung, die Scenen-
bekleidung zu Myra in Lykien, kommt diesem Kanon sehr nahe.
Ihre Norm ist: 4 x 6 z 24' Es waren die grossen, vollen und
(18 1'- 4) z 22.
schwellenden Verhältnisse und Details dieser Prachtordonnanz,
1 Texier,