(Steinkonstruktion).
Stereotomie
lkachnisch-Historisches.
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bilder in den Weihesäulen und Vasenuntersätzen erkannten, näm-
lich Modifikationen des gleichen in dem Omphalos des Daches
enthaltenen Grundgedankens. Die Stege der Schäfte verlaufen
sieh unter dem Kaufe schilfblattartig, ein Motiv das auch die do-
rische Säule, am deutlichsten in ihrer ältesten Bildung, ausspricht.
An diesen ersten Blattüberwurf knüpft sich dann ein zweiter
und aus diesem wächst das Akanthusgerank des Kelchknaufs
hervor, gerade wie oben. Aber bei allem Ideenreichthum, den
jenes Monument in dem Sinne der neuen Ordnung darlegt, er-
scheint letztere in ihm dennoch keineswegs in sich vollendet, denn,
abgesehen von manchem Schwankenden in der Behandlung der
Blattzierden u. s. w., ist sein Rahmenwerk mit geringer Veran-
derung in den Details noch das ionische Zahnschnittsgebälk, es
steht in keiner Beziehung zu dem in dem Stützwerk enthaltenen
Prinzipe, es sei denn durch den Gegenstand und die kecke Be-
handlung der dionysischen Friesskulpturen.
Und hierin scheint die Hauptschwierigkeit bei Feststellung der
neuen Ordnung gelegen zu haben, denn es herrscht die grösste
Willkür und Unsicherheit in der Behandlung und Charakteristik
des korinthischen Gebälks. In dem Bestreben, das ionische zu
korinthisiren, glaubte man diess durch grösseren Gliederreiehthum
und plastische Fülle zu erreichen. Auch verfiel man auf den
Schmuck der Blattkonsolen, bald in Verbindung mit den ioni-
sehen Zahnschnitten bald ohne dieselben. Aber alles diess war
nur willkürlich dem Alten hinzugefügt, war dem neuen Gedanken
nicht unmittelbar entsprossen oder durch ihn bedungcn.
Nur eine Erfindung war völlig aus dem dorisch-korinthisehen
Grundgedanken hervorgegangen, eine Neuerung die wieder vor
unseren hohen Kunstrichtern, wie. so manches an sich Wohlbe-
rechtigte, als Ausgeburt später Willkür und als Geschmacksver-
irrung keine Gnade fand, ich meine die Wiederaufnahme der
dorischen Idee den Fries als dynamisch thätigen Theil
zu behandeln, und zivar in korinthischem Geiste, nämlich als
elastisch aufwärts strebenden leicht überfallenden Blattkrzinz, als
leise geschwungene steigende Welle, welche die Last des Decken-
rahmenwerks federkräftig aufnimmt und auf das Epistylion über-
trägt. In dieser Beziehung ist der nicht lange bekannte zwar
noch ionische aber bereits stark korinthisirende Zeustempel zu
Aizani ein köstliches Dokument der Stilgeschichte, als ein noch