Stereotomie
(Steinkonstruktion).
Jrlistorisches.
'l'echniscl1-
427
durch Grösse und massenhafte Festigkeit des Steingefüges,
sondern auch indirekt dadurch, dass dem monumentalen
Pegma diejenigen Verbindungen und verbindenden Symbole
fehlen, die für das bewegliche traditionell bezeichnend sind.
(S. unter Tektonik 135.
(Es folgert sich von selbst hieraus, dass der zum Selbstbe-
wusstsein erwachsene Dorismus den Gegensatz des Ionismus für
sich selbst notlnvendig hat, dass sein Wesen durch diesen Gegen-
satz bedungen ist, nur durch ihn fasslich wird.)
Hiernach erklärt sich das beinahe vollständige Verschwinden
aller architektonischen Glieder, mit denen die vordorischen und
auch noch die archaisch-dorischen Steinmonumente ziemlich ver-
schwenderisch ausgestattet sind. Die Säule erscheint nirgend
mehr mit der vordorischen bei den Italioten üblich gebliebenen
Basis, statt welcher ein allgemeiner Plinthus in Stufenform alle
Säulen Verbindet, woraus sie wie die Zähne eines Rechens hervor-
Waclisen. Dein Kapital bleibt ausser dem Abakus, diesem unent-
behrlichen zugleich abschliessenden und verknüpfenden Mittel-
gliede zwischen dem Stützwerke der Säulen und dem gestützten
Rahmenwerke des Decken- und Dachgebälkes nur noch der
Echinus, der nunmehr ohn e die Vermittlung einer Hohlkehle und
ohne den schon früher beseitigten pelasgischen Astragal un-
mittelbar an den Anlauf der Säule durch drei oder vier scharf
unterschnittene Reifen geknüpft erscheint, dafür aber zugleich
sich weit mächtiger entwickelt, zuerst in übertrieben bauchicliter
und weicher Hervorquellung (als verunglückter zu materiell ge-
fasster Hinweis auf den hier thättigen Konflikt der Kräfte), mit
wachsendem Formensinn aber in jener edlen spannkräftigen und
männlichen Muskulositat, die nirgend schöner hervortritt als an
den 'l'e1npeln aus dem Ende dieser Periode, die an den gefeierten
attisch-dorischen Monumenten schon anfängt in Verknöcherung
überzugehen.
Die Energie des dorischen Echinusknaufes erhält noch einen
Zuwachs durch die mehrfache Wiederholung kreisförmiger Ein-
schnitte, die in geringer Entfernung unter dem Auslauf der Ka-
näle die Säule durchschneiden und eine dem Auge wolilthuende
Casur bilden, ohne die aufstrebenden Linien der Kanäle in stören-
der Weise zu unterbrechen. Diese zwei- oder (lreiiachcn Ein-