Volltext: Keramik, Tektonik, Stereotomie, Metallotechnik für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 239 in den Text gedr. Holzschn. und 5 farb. Tondrucktaf. (Bd. 2)

(Steinkonstruktion). 
Stereotomie 
Teclmisch-Historisches. 
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ständig formalen Bedeutung baar ist, obschon sie das Wesen und 
den Inbegriff" des ganzen Kultapparates enthält. 
Die Idee der nackten räumlich kleinen Cella die ihm fehlende 
Autorität zu verschaffen führte darauf für sie einen Tempel zu 
bauen, d. h. einen geweiheten und bedeckten viereckigen Bezirk 
(Temenos), dessen Säulendach die cella (welche ihre volle alte 
Heiligkeit behält) nicht ersetzt, sondern nur bestimmt ist aufzu- 
nehmen, auch in struktiver Beziehung vollständig von ihr unab- 
hängig ist, wie das Sanctuarium von dem ägyptischen Sekos oder 
das jüdische Tempelhaus von der Bundeslade. Eine monumen- 
tale Kapsel für das Heiligthum,  aber eine offene Kapsel, die 
das Allerheiligste, oder vielmehr dessen nächste Hülle, 1 die cella, 
nicht verbirgt, wie der ägyptisch- jüdische Tempel es thut, son- 
dern sichtbar lässt, indem sie ihm Schutz gewährt, vor allem 
aber seine Autorität räumlich und zugleich symbo- 
lisch hervorhebt und vermehrt;  ein mächtig monumen- 
tales Schirmdach (Baldachin) als urältestes Symbol irdischer 
und himmlischer Macht und Hoheit. 
Die Anfänge dorischen Tempelbaus sind daher nicht die 
templa in antis, die Zellen mit offener Vorhalle, deren Sturz von 
den Anten der Mauervorsprünge und zwei dazwischen stehenden 
Säulen getragen wird, wie Vitruv und nach ihm alle Kunstgelehr- 
ten Wollen, sondern der volle Peripteros, das ringsumfreie Säulen- 
dach, als der absolute Ausdruck des neuen dorischen Tempels, 
als prinzipieller und positiver Gegensatz der templa in antis, 2 
deren auch nur wenige und späte in dorischer Weise vorkom- 
men. 3 Diese sind ihrem Ursprunge nach asiatisch oder vorhelle- 
nisch, gleichwie ihre Modiükationen, die hetruSkiSCh-rölnische 
cella prostylos und die cella amphiprostylos (mit Vorhalle und 
Hinterhalle) mehr oder weniger mit Dorischem gemischte vor- 
hellenische Motive sind. 
1 Welche eigentlich die Tempelidee schon einmal in älterer Verkörperung 
enthält und ein inneres Gehäuse für das Allerheiligsße ist. 
2 Deshalb wirft der alte dorische Stil die Ante und mit ihr die Säule in 
antis selbst bei der Cella peristyler Tempel ab, nimmt er sie erst später wieder 
auf. Die ältesten Tßmpelzellen zu Selinus, Pß-estllm. Kardacchio, Assos haben 
keine Anten. noch Säulen dazwischen. Wo sie an ihnen vorkommen, zeigen 
sie sich als später angefügt. 
3 Ich bezweifle Sogar, dass es einen gebe, dessen Bestimmung als Tempel 
erwiesen wäre. 
Semper, Sti
	        
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