Volltext: Keramik, Tektonik, Stereotomie, Metallotechnik für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 239 in den Text gedr. Holzschn. und 5 farb. Tondrucktaf. (Bd. 2)

Stereotox-nie 
(Steinkonstruktioxx). 
Teuhuisch-Histo risches. 
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eingezogenen Säulen charakteristisch für alle derartigen Darstel- 
lungen von Baulichkeiten, die wir berechtigt sind für die ältesten 
zu halten. Vielleicht sogar stellen diese gar keine Monumente 
aus Stein dar, sondern nur solche gemischten Stils, gleich dem 
toskanisehen Tempel, oder ganz hölzerne. 
Wegen dieser Ungewissheit ist es nicht wohl statthaft, an ihnen 
das Irrige des jetzt durch die Archäologen oktroirten Gesetzes, 
wonach grade entgegengesetzte Eigenthümlichkeiten griechischer 
Steintempel für das Kriterium ihres frühen Alters gelten, unwider- 
leglich nachzuweisen, aber sie leiten darauf hin. 
Der Tempel zu Korinth, der der Artemis zu Syrakus und 
diesen verwandte dorische Tempel, die theils durch dichte Stellung, 
theils durch Kürze und massenhafte Derbheit der Säulen, durch 
wuchtendes Gebälk und Abwesenheit angeblich fremdartiger Ele- 
mente gekennzeichnet sind, wären nach der herrschenden An- 
nahme die ältesten, während Wir grade das Eigenthümliche jener 
auf ältesten Vasen dargestellten Säulenbaue, wo es sich ganz so 
an Monumenten zeigt, für das sicherste Kennzeichen der Ursprüng- 
keit dieser letzteren halten. 
Hier ist die Frage rechtzeitig: wie war der Uebergang vom 
gemischten zum vollständigen Steinbau, vom hölzernen Decken- 
und Dachgezimmer zum steinernen? Unserer Ansicht nach voll- 
zog sich dieser zuerst monolithisch, an in Felsen gehaue- 
nen Grabfacaden, 1 an Orten, deren geognostischet Beschaffen- 
1 Dies steht durchaus nicht im Widerspruch mit Bd. I. S. 256, wo gesagt 
wird, der Quaderbau (der Hindu) sei älter als der Monolithen- ünd Grottenbau. 
Auch im Westen ist er dies, aber er bereitet den Uebergang zum freigetrre 
genen Steingeschränk keineswegs vor. Dieses war sowohl in Indien wie in 
Aegypten und sonstwo immer Ilrsprünglieh monolithisch-bildhauerisch. 
Die im Texte erwähnten Felsenfacaden sind eben so bedeutsam für die 
Genesis des dorischen wie des ionisehen Steinstils. Die an ihnen bemerkbare 
Mischung beider Stile, und das Hinzutreten ganz fremder Elemente, welche 
von beiden Bauweisen abgeworfen wurden, sprechen, in Ermangelung amen- 
tischer Nachrichten über ihren Ursprung, weit eher für ihr hohes Alter als 
fiir das Gegentheil, den]; ohne den Vorgang eines entgegengesetzten regellosen 
Zustandes ist kein solcher gedenkbar, der als modus und ordo bezeichnet 
wird. Von derartigen Mischordnungen an Gräbern und Monumenten zweifel- 
haften oder nicht datirteu Ursprungs war schon früher die Rede, 
Unter den Felsenfacaden, die für das Entstehen der dorischen Weise 
lehrreich sind, dürfen immerhin die sogenannt protodorischen noch dem 
alten Reiche Aegyptens angehörigen Grotteneixigänge zu Bßui-Hassan in
	        
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