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Zehntes
Hauptstück.
den Metallstil wiedergibt, in dem Kandelaberartigen und Möbelhaft-
Ünmonumentalen ihrer allerdings steinernen Säulen.
Die persische Lösung der Aufgabe war eine Lösung im ächt-
zoroastrischen Zwecklichkeitsgeiste. Ein Rückschritt gegen die
aller Wahrscheinlichkeit nach weit idealere assyrische Auf-
fassung des monumentalen Gezimmers (wenn es schon den Schritt
zum Steinstil noch nicht gethan hatte), die der gräko-italischen
Formentradition sehr nahe gleich kam, gleichviel ob in Folge
urverwandtschaftlicher Beziehungen zwischen den Völkern, ob
durch spätere Uebertragungen. Gewiss bleibt, dass die mehr oder
weniger entwickelte ionische Ordnung, sowie die korinthische,
schon auf assyrischen Reliefs vorkommen. Man möchte sogar einen
giebelgekrönten Tempel mit schweren fusslosen Säulen, der auch
vorkommt, für dorisch-assyrisch halten, bliebe es nicht zweifelhaft, ob
dies e r nicht ein fremd e s Heiligthum darstellt. Dagegen keine Spur
von einem Gabelknauf, der, als durchaus realistiseh-unmonumental,
dem Zeltstocke als Möbel, aber nicht der Steinsaule gehört.
Monumentalität erreicht die tektonische Struktur erst durch Eman-
eipation von der struktiwr-stotflichen Realistik, durch sinnbildliehe
Vergeistigung des Ausdrucks ihrer Bestimmung. Es war, wie
gesagt, ganz persisch, die assyrisch babylonische Säule in
Stein umzubilden und zugleich den höheren monumentalen Aus-
druck, den jene schon gewonnen hatte, Wieder fallen zu lassen,
als dem Rationalismus des neuen politischen und religiösen Re-
gime nicht kongenial. Zeigt sich nicht an den persischen Skulp-
turen derselbe Geist? Bedeutender bildnerisch-technischer Fort-
schritt und gänzliche Verarmung an Motiven, kein Ringen mehr,
sondern zufriedene Selbstbeschränkung.
Also nach dieser Richtung hin war die Steintektonik in
einen Sa ck gerathen, ihr blühte bei den Anhängern der Zoroaster-
lehre keine Zukunft, so wenig wie den Künsten überhaupt.
Für Aegyptens in anderer Weise dienstbar gemachte Kunst ver-
weisen wir auf 73 des I. Bandes; hier freilich wurde die Zimmerei
worauf erst der eigentliche FIISS, die Basis, der Säule ruht. Ist die reiche innere
Ordnung eine Reminiseenz der getriebenen Metallsäule, so gleicht der
schlanke Uugegliederte Schaft der äusseren Ordnung einer gegossenen,
die wahrscheinlich vorher aus Gründen grösserer Dauer zuerst im Aeusseren
an Stelle der hölzernen mit Blech besuhlagenen Stütze getreten war. War
doch auch am Judentempel alles innere Geräth getriebene Arbeit, aber das
Säulenpaar der Vorhalle gegossen.