Volltext: Keramik, Tektonik, Stereotomie, Metallotechnik für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 239 in den Text gedr. Holzschn. und 5 farb. Tondrucktaf. (Bd. 2)

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Historisches. 
397 
tektonik, aber man ist mehrfach auf steinerne Basen gestossen, zu 
denen die Schäfte fehlten, ohne Zweifel weil sie aus metallbeklei- 
detem Holze waren. Bruchstücke von Bekleidungen und dekorativen 
Thcilen solcher mit getriebener Bronze inkrustirtcr Säulen wurden 
an verschiedenen Orten zu Tage gefördert. Ferner wissen wir aus 
gleichzeitigen Darstellungen, dass sowohl bei Tempeln wie im Civil- 
bau das Säulengerüst ein hervorragendes Element des chaldäisch- 
assyrischen Baustils war, dessen fast spurloses Verschwinden sich in 
keiner anderen als der angeführten Weise erklären lässt. UeberdieS 
wird der Gebrauch hölzerner umkleideter Säulen von Strabo und 
anderen Schriftstellern des Alterthums als bezeichnend für den baby- 
lonischen Baustil ausdrücklich erwähnt. Was jene Ueberbleibsel 
einer verschwundenen chaldäo-assyrischen Tektonik und ihre Dar- 
stellungen, für sich allein ins Auge gefasst, uns über das Prinzip 
und die Ürdnung dieser letzteren mehr errathen als erkennen 
lassen, erhält etwas mehr Licht, wenn wir es mit dem was offen- 
b ar als eine Weiterbildung des gleichen Prinzips in der 
Richtung des Steinstils erscheint, mit dem höchst merkwür- 
digen p ersischen Säulensysteme gemeinsam betrachten. Zunächst 
wissen wir aus einer bereits früher citirten Beschreibung 1 des 
Palastes der Dejokiden zu Ekbatana, dass bei den nächsten Erben 
chaldäisch-assyrischer Kultur, den Medern, das goldbeschlagene 
Holz noch den Stoff der tektonischen Gestelle ausxnachte. 
Der Schritt zum Steinstil scheint in dieser Richtung erst spät, 
wahrscheinlich unter hellenisehem Einfluss, durch Kyros , den 
Begründer des persischen Reichs, gethan worden zu sein. 2 Doch 
wenn "in chronologischer Beziehung noch so spät, verliert dieser 
Uebergang dadurch nichts an seiner stilhistorischen Bedeutung, 
lonischen Pyramide Bruchstücke eines aus Stein zusammengemauerten Säulen- 
PRHYS- Die muthmasslich seleukidischen Ueberreste einer korixithisirenden 
Säulenordnung innerhalb eines Gemäuers zu lNurka. sind auf S. 329, Band I. 
dargestellt. 
1 Polybius X_ cp_ 24_ 
2 Die Geschichte beweist durch eine Menge von läeispielen, dass die Be- 
gründer 611168 neuen politischen -s0cialen Prinzips stets darauf bedacht 
waren. diesem einen plänmässig durchdachten architektonischen Ausdruck zu 
geben. Mail irrt Sehr häufig in der Annahme einer langsamen sog. lxistori, 
sehen Entwicklung einer neuen Form. Doch wird sie sich stets als restau- 
ratoriscli kolnhinirt und aus Früherem hervorgerufen, als ein Symholum, das 
bereits Bestehendes in neuem Sinne fasst, erweisen.
	        
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