(Steinkonstruktion).
Stereotomie
-Formelles.
Zweuklich-
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den Griechen gehandhabt. DieRenaissance knüpft auch hierin
wieder an die Bautraditionen des Alterthums an, ihr ist die Mauer-
verjüngung mehr optisches als struktives Mittel, obschon dieser
Stil auch durch starke Böschungen und Anläufe die Kraft und
den Charakter eines Gemäuers hervorzuheben Weiss. 1
Doch berührt dies schon das allgemeinere Gebiet der archi-
tektonischen Stillehre, das uns hier noch nicht beschäftigen (larf.
Wir bezeichneten im Eingange dieses Kapitels die Mauer als
ein mineijalisch- (d. h. anorganisclr) Lebloses, daher Ungegliedertes.
Der Quader als Theil der Mauer so Wenig wie die Eckverstärkun-
gen und Parastaten (seien sie nun Streben oder Ausläufer), welche
ihre Einheitlichkeit unterbrechen, sind eigentliche Gliederungen,
noch weniger für sich bestehende Organismen, wie die Säule,
beide enthalten und versinnlichen vielmehr nur das mineralische
Gesetz des Grundplans und sind in dieser Beziehung gewissen
pcripherischcn und radialen Detailbildungcn der Krystalle ver-
gleichbar. (S. Prologomena S. XXV.)
Aber als Aufrechtes ist die Mauer dennoch dem allgemei-
nen Gesetz der proportionellen Entwicklung in so fern unterwor-
fen, als sie aus drei Theilen besteht, der Basis, dem Rumpf (oder
Sturz), und der Krönung.
Im rohen Schema besteht jene, die Basis nämlich, aus einer
hohen uud stark hervortretenden Steinschicht, von Vitruv als
quadra bezeichnet, mit griechischem Ausdrucke plinthus benannt;
der Rumpf (truncus) aus dem oben besprochenen Quadergemäuer
selbst; die Krönung (corona) aus einer schutzgewährenden vor-
springenden Deckplatte. Bei der dekorativen Durchbildung dieser
Verbindungen sah sich die Kunst des Maurers veranlasst, ihre
Analogieen den drei vorherbehandelten Künsten abzuborgen. So
wird der Trunkus mit Hülfe eines Bandes (des Wulstes", spira)
an den Plinthus (die quadra des Vitruv) festgeknüpft. Ein an-
derer Uebergang bindet ihn an die Deckplatte (corona), die einen
Abschluss, eine Lösung (Lysis) erhält; darauf folgt das Stylobat,
in F 01'110 einer Stufe, oder, in reicherer Entwicklung, als fortlau-
fendes Säulenpiedestal, das auf den eigentlichen Bau vorbereitet. 2
1 Die fortißkatorisehen Werke zu Verona und Venedig von S. Michele,
das Kastell von Civita Vecchia und viele andere Schöpfungen der Renaissance
sind unübertreEliche Vorbilder eines männlich-kriegerischen Baustils.
2 Vergl. Vitruv III. 4 und die Anmerkungen des Marinius. Bötticher