Stcreotonnie
(Steinkonstruktioxl).
Zweckliuh-Furlnelles.
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Eine so cigentliüinliclie Struktur wie das Zellengemäuer musste
sich im Aeussern kundgeben. Dieses ist der Fall an den Tempel-
terrassen der Hellenen, 1 die dem struktiven Prinzipe, das jene
enthalten, vollsten formalen Ausdruck zu geben wussten, wie z. B.
Dieser Name wäre aber bezeichnender für das sogenannte Emplecton oder
Füllgemäuer, das allerdings nur dem Scheine nach isodom ist, Letzteres wurde
von Griechen und Römern gleichmässig angewandt, aber jene waren sorgfältiger
in seiner Ausführung, indem sie die innigste Verbindung der drei Krusten,
woraus ein solches Gemäuer besteht. theils durch schichtweises sehr sorgfäl-
tiges Ausfüllen theils durch Binder bewerkstelligten. Diese Binder des gr.
Emplekton greifen nicht nur in bestimmten Zwischenräumen tief in das Füll-
werk ein, sie gehen sogar periodisch durch die ganze Mauerdicke hindurch,
indem sie von beiden Seiten Stirnquader bilden (Diatonoi d. i. Spannquader].
Das Isodom ist offenbar die vervollkommnete spätere, die Bekleidung des
Füllwerks mit Quadern, die ursprüngliche traditionelle Quaderstruktur.
Auch wurde jenes erst unter Augustus in Rom eingeführt.
Noch eine andere Stelle im Vitruv ist hier beachtenswerth; nämlich die Be-
schreibung der Konstruktion der Festungswälle (aggeres) im 5. Kap. des 1.Buchs.
"Nachdem man den Graben in möglichster Breite und Tiefe ausgeführt
"hat, wird das Fundament der Aussenmauer in die Sohle des Grabens ver-
Wsenkt. Sie richtet sich in der Dicke nach dem Erddruck des Walls. Hierauf
wiegt man das Fundament der inneren Futtermauer in einer solchen Entfer-
„nung von dem äusseren, wie sie für die Aufstellung der Truppen auf dem
"Kamine des Walles erforderlich ist. Hierauf verbinde man beide Fun-
ndamentrnauern mit anderen Quermauern, die k ammartig oder
nsägenförmig gestellt sind. S0 wird die Erdmasse in kleine
"Stücke zertheilt und ist sie verhindert mit ihrer Gesammtlast
nauf die Substruktion der Mauer zu drücken und sie herauszu-
ndrängen."
Ueberall der gleiche, hier klar ausgesprochene, Grundsatz, der das ganze
antike Struktursystem beherrscht. Selbst den Worten struere und instruere
liegt dieser Sinn unter. Denn sie werden zunächst für die Ausfüllung der hohlen
Zwischenräume der Wände gebraucht, erst in zweiter Linie für das Konstruireu
oder Aufführen der liIauern überhaupt. So bei Vitruv (lib. II. 8): medio cavo
Servätß . ex rubro, saxo quadr-ato, aut ex teste, aut ex silicibns ordinariis
struat bipedales parietes ita enim non aeervatim sed ordine struc-
tum opus etc, etc, Kurz vorher sagt er, die Stützmauern sowie die Bruch-
steinmauern seien mit kleinen Steinen auszufüllen (instruenda). Vergl. lilzlrinio
ad Vitf- U- S. 5 Anmerkung S. 93 unten.
1 Das Sülgefühl, was sie bewog an den Terrassen diesen inneren Org-anis-
mus des Gemäuers zu veranschaulichen, veranlasste sie auch die leiseste
Reminiscenz daran für alle Fälle, die diese Veranschaulichung nicht gestat-
teten, besonders im eigentlichen 'l'empelhau, zu beseitigen, indem sie das dem
Zellengemiiuer verwandte Füllgeruäuer dabei mit dem vollen Quadergemäuer,
dem Isodom vertauschten.