Volltext: Keramik, Tektonik, Stereotomie, Metallotechnik für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 239 in den Text gedr. Holzschn. und 5 farb. Tondrucktaf. (Bd. 2)

Stcreotonnie 
(Steinkonstruktioxl). 
Zweckliuh-Furlnelles. 
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Eine so cigentliüinliclie Struktur wie das Zellengemäuer musste 
sich im Aeussern kundgeben. Dieses ist der Fall an den Tempel- 
terrassen der Hellenen, 1 die dem struktiven Prinzipe, das jene 
enthalten, vollsten formalen Ausdruck zu geben wussten, wie z. B. 
Dieser Name wäre aber bezeichnender für das sogenannte Emplecton oder 
Füllgemäuer, das allerdings nur dem Scheine nach isodom ist, Letzteres wurde 
von Griechen und Römern gleichmässig angewandt, aber jene waren sorgfältiger 
in seiner Ausführung, indem sie die innigste Verbindung der drei Krusten, 
woraus ein solches Gemäuer besteht. theils durch schichtweises sehr sorgfäl- 
tiges Ausfüllen theils durch Binder bewerkstelligten. Diese Binder des gr. 
Emplekton greifen nicht nur in bestimmten Zwischenräumen tief in das Füll- 
werk ein, sie gehen sogar periodisch durch die ganze Mauerdicke hindurch, 
indem sie von beiden Seiten Stirnquader bilden (Diatonoi d. i. Spannquader]. 
Das Isodom ist offenbar die vervollkommnete spätere, die Bekleidung des 
Füllwerks mit Quadern, die ursprüngliche traditionelle Quaderstruktur. 
Auch wurde jenes erst unter Augustus in Rom eingeführt.  
Noch eine andere Stelle im Vitruv ist hier beachtenswerth; nämlich die Be- 
schreibung der Konstruktion der Festungswälle (aggeres) im 5. Kap. des 1.Buchs. 
"Nachdem man den Graben in möglichster Breite und Tiefe ausgeführt 
"hat, wird das Fundament der Aussenmauer in die Sohle des Grabens ver- 
Wsenkt. Sie richtet sich in der Dicke nach dem Erddruck des Walls. Hierauf 
wiegt man das Fundament der inneren Futtermauer in einer solchen Entfer- 
„nung von dem äusseren, wie sie für die Aufstellung der Truppen auf dem 
"Kamine des Walles erforderlich ist. Hierauf verbinde man beide Fun- 
ndamentrnauern mit anderen Quermauern, die k ammartig oder 
nsägenförmig gestellt sind. S0 wird die Erdmasse in kleine 
"Stücke zertheilt und ist sie verhindert mit ihrer Gesammtlast 
nauf die Substruktion der Mauer zu drücken und sie herauszu- 
ndrängen." 
Ueberall der gleiche, hier klar ausgesprochene, Grundsatz, der das ganze 
antike Struktursystem beherrscht. Selbst den Worten struere und instruere 
liegt dieser Sinn unter. Denn sie werden zunächst für die Ausfüllung der hohlen 
Zwischenräume der Wände gebraucht, erst in zweiter Linie für das Konstruireu 
oder Aufführen der liIauern überhaupt. So bei Vitruv (lib. II. 8): medio cavo 
Servätß  .   ex rubro, saxo quadr-ato, aut ex teste, aut ex silicibns ordinariis 
struat bipedales parietes     ita enim non aeervatim sed ordine struc- 
tum opus etc, etc, Kurz vorher sagt er, die Stützmauern sowie die Bruch- 
steinmauern seien mit kleinen Steinen auszufüllen (instruenda). Vergl. lilzlrinio 
ad Vitf- U- S. 5 Anmerkung S. 93 unten. 
1 Das Sülgefühl, was sie bewog an den Terrassen diesen inneren Org-anis- 
mus des Gemäuers zu veranschaulichen, veranlasste sie auch die leiseste 
Reminiscenz daran für alle Fälle, die diese Veranschaulichung nicht gestat- 
teten, besonders im eigentlichen 'l'empelhau, zu beseitigen, indem sie das dem 
Zellengemiiuer verwandte Füllgeruäuer dabei mit dem vollen Quadergemäuer, 
dem Isodom vertauschten.
	        
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